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Wie die Ränge eines riesigen Amphitheaters umschließt das Häusermeer den Hafen von Genua, aus dem sich unsere Fähre bei recht bewegter See für die 20stündige Überfahrt nach Palermo erst langsam, dann schneller werdend, hinaus bewegte. Das Caravangespann hatte seinen Platz unter Deck gefunden, für uns begann der Sizilientrip im Kreuzfahrtambiente an Bord des 10stöckigen Mittelmeerriesen.
Es ist wahr: Man hatte uns gesagt, die attraktivste Ansicht Palermos bietet sich bei der Anfahrt von See her, wir genossen den Anblick ausgeruht und voller Vorfreude auf die vor uns liegende Inselrundreise. Vor den Spaß hatten die griechischen Götter aber die sizilianische Hauptstadt gesetzt.
Nach dem Verlassen des Hafengeländes folgten wir unter Missachtung jeglicher angelernter Verhaltensregeln dem mindestens dreispurigen Verkehrschaos auf der eigentlich nur einspurigen Fahrbahn bis zum ersten Kreisverkehr. Von hier aus ging es nach rechts Richtung Autobahn, wobei wir und das Navi übersahen, dass wenige Meter weiter die Hauptstraße parallel zu der von uns gewählten Strecke führte.
Irgendwann mussten wir die stoßstangendicht befahrene Parallelstraße queren, wollten wir nicht wieder im Getümmel des Zentrums landen. So sehr wir auch warteten und hofften, es tat sich keine noch so winzige Lücke zum Durchrutschen auf. Plötzliches Reifenquietschen und ein quer zur Fahrbahn haltendes Auto stoppte den bisher ununterbrochenen Verkehrsfluss.
Das grinsende Gesicht des Blockadefahrers und eine entsprechende Handbewegung signalisierten uns, dass wir nunmehr ungefährdet das Chaos hinter uns lassen konnten. Wen wundert´s, dass wir später auf eine Stadtbesichtigung mit dem Auto lieber verzichteten?
Wenige Kilometer nordwestlich von Palermo steuerten wir den Campingplatz La Playa bei Isola La Femmine an.
Die Anfahrt zum Campingplatz ist ausgeschildert, erfordert aber alle Aufmerksamkeit des Gespannfahrers wegen der engen Gässchen und des gewöhnungsbedürftigen Fahrstils der sizilianischen Straßenverkehrspartner.
Das Camp liegt durch eine Straße getrennt am felsigen Meeresstrand. Die Stellplätze befinden sich auf dürrem Wiesengrund unter hauptsächlich alten, knorrigen Olivenbäumen. Beim Rangieren ist ein Blick nach oben zwingend angebracht.
Die beiden Sanitärgebäude hinterließen einen modernen und sauberen Eindruck. Ein kleiner Markt bot alles Notwendige, einschließlich der morgendlichen Brötchen- und abendlichen Pizzaversorgung. Die Freundlichkeit des Personals gegenüber den Gästen trug wesentlich zum sympathischen Charakter des Platzes bei.
Nach einigen Tagen Eingewöhnung in das sizilianische Leben und dem Kennenlernen vieler liebenswerter, freundlicher Inselbewohner - wenn sie nicht gerade von Fahrzeugblechen ummantelt sind - verlegten wir unser Basiscamp weiter nach Süden, um von hier aus den westlichen Teil der Südküste zu erkunden.
Da uns Wetter, Ambiente und Baugeschehen den ursprünglich avisierten Campingplatz bei Mazara del Vallo fluchtartig zu verlassen nötigten, fanden wir ein kleines Camperparadies auf dem Platz La Palma bei Menfi.
Die Einfahrt von der Hauptstraße zum Campingplatz erlaubt keinen Gegenverkehr, 700 Meter muss der Gespannfahrer voller Hoffnung auf freie Fahrt bewältigen. Ihm sei außerdem ans Herz gelegt, die Stadt bereits am ersten Kreisverkehr zu umfahren, es sei denn, es ist Wochenende und schlechtes Wetter, dann lassen sich die zugeparkten Straßen Menfis vielleicht mangels Gegenverkehr ohne lästige Rangiererei passieren.
Der kleine, angenehm wirkende Campingplatz liegt hinter einem Restaurant mit angeschlossener Verkaufsstelle. Das von südlichem Baumbestand beschattete Areal endet an einem schmalen, aber langen Sandstrand des sauberen, flachen Meeres. Unter der Woche herrschte eine nur vom Rauschen der Brandung untermalte fast totale Ruhe. Einzige Animation war ein Papageienvogel neben der Rezeption, der für reichlich Unterhaltung sorgte.
Bei der Erkundung der Umgebung führt kein Weg vorbei am archäologischen Park von Selinunte, etwa 20 km westlich unseres Basiscamps.
Die Sonne brannte unbarmherzig, als wir das klimatisierte Auto verlassen hatten und uns anschickten, unsere Kenntnisse über die griechische Geschichte anschaulich zu erweitern.
Das Areal ist dermaßen gewaltig in seinen Ausmaßen, dass ein Fußmarsch passionierten Wanderern vorbehalten bleiben sollte. Deshalb vertrauten wir uns einem Elektrogefährt an, das uns nach kurzer Fahrstrecke an der ersten Tempelruine absetzte.
Von jetzt an war Staunen angesagt beim Anblick des imposanten antiken Grabungsfeldes mit den umgestürzten Steinmassen, Säulenstümpfen, Fundamenten und Resten von 7 grandiosen Tempeln.
Anziehungspunkt ist zweifellos der wieder errichtete Hera-Tempel vor den Überresten des
Tempels der Athene und die des Göttervaters Zeus. Der "kleine" Hera-Tempel war einst so groß wie das Zeus-Heiligtum von Olympia. Wie gigantisch muss dann der mehrfach größere Zeus-Tempel von Selinunte gewesen sein?
Unser Golfplatzmobil war nach 30 Minuten wieder pünktlich zur Stelle und kutschierte uns auf die andere Seite des Gorgo di Cottone hinüber zur Akropolis. Hier standen einst 4 Tempel, von denen der des Apollo mit der wieder errichteten Säulenreihe etwas von seiner einstigen Monumentalität ahnen lässt.
Und so standen wir dann bei Sonnenuntergang, bewunderten das herrliche Farbenspiel des Lichtes, in dem die antike Welt wieder aufzuerstehen schien. Wir fühlten ein wenig von der tiefen Gläubigkeit der Menschen, mit der sie ihre Götter verehrten. Und der Blick von hier oben auf das Meer ließ uns verstehen, dass die Griechen auch ein ausgeprägtes Empfinden für die Schönheiten der Natur besaßen.
Eine Autostunde westlich unseres Basiscamps liegt Agrigent, berühmt durch das als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesene Tal der Tempel. Unter der quirligen hoch gelegenen Altstadt zieht sich das Tal mit den vielen antiken Tempelruinen entlang.
Eigentlich liegen die Tempel auf einer Art Höhenzug innerhalb des Tals. Am besten kann man das erkennen, wenn man die SSN 115 weiter in westlicher Richtung befährt, dann passiert man die Tempel unterhalb des kleinen Höhenzuges und erlebt ein Bild von ausgeprägter Harmonie und Schönheit.
Natürlich wollten wir die Tempel vom Nahen betrachten, checkten uns auf dem trotz oder wegen der Automassen noch immer unfertigen huckeligen Parkplatz ein und begannen mit dem Bestaunen der ersten sichtbaren antiken Tempelüberreste. Dem Parkplatz gegenüber ragen die wieder aufgerichteten gewaltigen 9 Säulen des Herakles-Tempels in die Höhe.
Von unten führt der Weg nach oben zum Concordia-Tempel, einem der drei am besten erhalten gebliebenen griechischen Tempel weltweit. Weiter auf dem kleinen Höhenweg geht es vorbei an in die ehemalige Stadtmauer eingelassene Grabkammern zu den Resten des Hera-Tempels mit seinen 25 aufrecht stehenden Säulen.
Wieder zurück am Parkplatz liegt in westlicher Richtung ein zweites Tempelfeld. Eine Trümmermasse, aus gewaltigen Stein- und Säulenbrocken bestehend, lässt jeden Betrachter ehrfurchtsvoll verharren. Wie haben die das früher auf die Reihe gebracht?
Goethe meinte, dass 22 Männer im Kreis gestellt werden müssten, wollten sie eine einzige der über 40 Säulen des gigantischen Tempels des Olympischen Zeus, das "Olympieion", umschließen. 38 über 7m hohe Statuen, Atlanten oder Telamon genannt, trugen die Dachkonstruktion des 40m hohen Monuments.
Einer von den Riesen liegt als Nachbildung inmitten des Trümmerfeldes der einstigen Tempelfläche. Leider sind nur noch die umgestürzten Reste des Bauwerkes zu bewundern, von denen die meisten als Baumaterial für die 7 km entfernte Hafenmole verwendet wurden. Das alles und mehr erfährt man im Stadtmuseum und kann das Gigantische der Anlage am Modell erahnen.
Die Reste des Tempels von Kastor und Pollux, bestehend aus 4 aufrechten Säulen mit Gebälkfragmenten, sind heute zum Wahrzeichen der Stadt Agrigent geworden.
Für uns endete der Ausflug hier, dabei hatten wir noch lange nicht alles anschauen können, was Agrigent an Sehenswertem zu bieten hat.
Als nächste Besichtigungsziele hatten wir die Städte Noto und Syrakus ins Auge gefasst. Dazu mussten wir unser Camperdomizil 270 km weiter in östliche Richtung verlegen. Also setzten wir nach einer Woche Menfi das Gespann in Bewegung und zuckelten die Südküste Siziliens entlang nach Avola, der Stadt mit den berühmten Rotweinen.
Camping Sabbiadoro hieß der Platz, den unser Navi problemlos ausfindig machte. "Schmale Straße mit engen Kurven", sagt der ADAC-Campingführer. Und wie schmal die letzten 500m waren! Nachdem wir uns durch die enge, von einigen rechtwinkligen Kurven verschärfte Zufahrt, ohne mit dem Caravan anzuecken, gequält hatten, fanden wir einen sauberen, gepflegten Campingplatz vor, der mit seinem südlichen Flair begeisterte.
Hinter der für längere Gespanne gefährlich engen Einfahrt liegen auf einer größeren, fast ebenen Fläche viele ausreichend groß parzellierte Stellplätze unter verschiedenartigen Laubbäumen. Zum Strand abfallend, schließen sich einige von gut aussehenden Trockenmauern befestigte Stellplatzterrassen an. Der Sand-, Kiesstrand liegt in einer Bucht, er ist entgegen der Eigenwerbung nicht sonderlich attraktiv.
Auffallend sind die Sauberkeit des Platzes, seine pflanzliche Gestaltung und die zu genießende ruhige Atmosphäre. Als Problem erwies sich die Elektro-Absicherung von 2 Ampere (Geheimtipp: auch 3 A waren möglich).
Bei unserer Abreise fuhren wir uns mit dem langen Gespann in der Mauerausfahrt an der Rezeption fest. Um Nachahmer zu warnen, sollten sie darum bitten, die bequemere breite Torausfahrt auf dem oberen Plateau nutzen zu dürfen.
Unsere erste Erkundungstour führte uns in das Weltkulturerbe Noto, der kleinen Stadt mit den großen Kirchen, prächtigen Palästen und erhabenen Klöstern. Davor liegen aber gesperrte Straßen, Baustellen, zugeparkte Gässchen, die nur mit eingeklappten Außenspiegeln zu durchfahren sind und zwingen den ortsunkundigen Autofahrer zum Opfern wertvoller Nervensubstanz.
Irgendwann erreicht aber jeder den Parkplatz unter Bäumen an der Straße vor einem, die Nerven garantiert wieder beruhigenden herrlichen Park. Von hier aus passiert man die Porta Nazionale und befindet sich nach wenigen Metern inmitten einer unbeschreiblich schönen Barockidylle, bestehend aus Kirchen und Palästen in hellem, okergelbem Kalktuffstein.
Die Monumentalität und gleichzeitige Verspieltheit strahlen eine Atmosphäre der Heiterkeit und Festlichkeit aus. Die Piazza del Municipio mit dem Rathaus im Palazzo Ducezio und dem Dom mit seiner gewaltigen, breiten Freitreppe, daneben der Bischofspalast und eine ehemalige Klosterkirche zwingen wohl jeden Besucher zum staunenden Verweilen.
Eine weitere Tour führte uns in das vom Basiscamp nur 20 km entfernte Syrakus. Die Stadt besteht aus einem Festlandteil und der Insel Ortigia. Unmittelbar vor der Brücke zwischen beiden, am Hafen, befindet sich ein idealer Parkplatz von dem aus wir zum zweiten Teil unserer Erkundungstour auf die Insel aufbrachen. Der archäologische Park liegt auf dem Festlandteil und bildete den Ausgangspunkt unserer Geschichtsexkursion.
Allein der Klang des Namens Syrakus löst bei jedem Geschichtsinteressierten schwärmerische Verzückung aus. Sind es doch historisch bekannte Persönlichkeiten wie der Tyrann Dionysios, man erinnere sich an Schillers Ballade "Die Bürgschaft", der Tragöde Aischylos oder der Philosoph Platon und der hier begrabene Mathematiker Archimedes, die zu ihren Lebzeiten aufs engste mit der einstigen antiken Großstadt verbunden waren. Der Poet Theokrios, der Philosoph Philolaos, der Geschichtsschreiber Philistos, der Dichter Epicharmos, Plutarch und Cicero und viel später der Apostel Paulus wirkten hier.
Und verstehen kann man sie: War Syrakus doch wegen seiner Lage unter den Griechen einstmals die größte und mächtigste Stadt Siziliens und prangte damals wie heute mit unvergleichlicher natürlicher und baulicher Schönheit. Plutarch soll um die Schönheit der Stadt geweint haben, als er ihre Zerstörung durch seine römischen Landsleute miterleben musste.
Im archäologischen Park fällt zuerst der gewaltige Opferaltar des Hieron II. auf, der hier 450 Stiere zu gleicher Zeit geopfert haben soll.
15 000 Zuschauer hatten Platz im griechischen Theater, dessen Durchmesser von 130 Metern den Besucher der bestens erhaltenen Arena noch heute zu beeindrucken vermag. Wenn er dann noch weiß, dass Aischylos und Epikarm hier ihre Stücke uraufführen ließen, kann man sich eines ehrfürchtigen kulturhistorischen Schauers nur schwer erwehren.
Zu Füßen des Theaters liegen die Latomien, Steinbruchhöhlen, in denen der Tyrann Gelon einst 7000 Athener Kriegsgefangene elend zu Tode schuften ließ. Man sagt, durch eine der Höhlen, die wie eine riesige Ohrmuschel aussieht, hätte der Tyrann Dionysios die Gespräche der Gefangenen belauscht, weswegen die Latomie auch den Namen "Ohr des Dionysios" trägt.
Vorbei an Souvenirbuden führt der Weg in das römische Amphitheater, nach dem Kolosseum in Rom und der Arena von Verona die größte Kampfstätte für Gladiatoren, wilde Tiere und Seeschlachten, errichtet nach der Eroberung Syrakus´ durch die Römer.
Dies und vieles mehr kann man im Archäologischen Museum auf der Insel Ortigia vertiefen, nahe der Arethusa-Quelle mit ihrer Papyruspflanzenpracht gelegen. Pineda, Ovid und Virgil haben diese sagenumwobene Quelle in ihren Werken besungen.
Hier steht man am großen Hafen und lässt in der Phantasie die gigantische Flotte der Athener untergehen oder die der von Pyrrhus eingeschüchterten Karthager panikartig die Flucht ergreifen. Man sucht nach der Stelle, an der Archimedes seine mächtigen Hohlspiegel aufstellte, um die Segel der feindlichen Schiffe in Brand zu setzen. Und man sieht, so man Zeit und Muße hat, einen der prächtigen, weltberühmten Sonnenuntergänge.
Mittelpunkt der Insel ist zweifellos die Piazza Duomo. Hier stand einst der Athenatempel, der in späteren Zeiten zu einem christlichen Dom umgebaut wurde. Erkennbar ist der einstige Tempelbau an den noch vorhandenen Säulen in der Außenmauer und im Inneren des Domes Santa Maria delle Colonne. Den Betrachter beeindruckt der Kontrast zwischen den wuchtigen Säulen aus antiker Zeit und der feinen Barockfassade mit den auf der Freitreppe stehenden Statuen der Apostel Paulus und Petrus.
Die Schönheit des Platzes wird zu einem harmonischen Ganzen komponiert durch die Kirche Santa Lucia alls Badia, das erzbischöfliche Palais, den Rathaus-Palast und den Palazzo Beneventano del Bosco. Durchwandert man die Stadt aufmerksamen Blickes, wird man weitere beeindruckende Zeugen der byzantinischen, arabischen, normannischen, französischen und spanischen Vergangenheit Syrakus´ entdecken und bewundern können: mit üppigem Dekor geschmückte Häuser und Paläste, Reste uralter Tempel und gewaltige Festungsanlagen.
Auch der moderne Geschäftebummler unserer Zeit findet in den versteckten Gassen garantiert etwas, das sein Herz erfreuen und den Geldbeutel schrumpfen lassen kann.
Um Zeit und Kilometer für den Höhepunkt unserer Sizilienreise - das Erlebnis des Ätna - zu sparen, verlegten wir unser Gespann von Avola Richtung Norden in die Gegend von Taormina.
Der Campingplatz "Paradiese Camping" im Badeort Letojanni liegt ungefähr 4 km von Taormina entfernt unterhalb der Autostrada, einer Bahnlinie und einer Landstraße, parallel zum Strand. Die Stellplätze befinden sich in einem Olivenhain entlang zweier gepflasterter Wege. Am Ende des Platzes befinden sich eine Bar und ein kleiner Markt mit Panini-Service.
Die Sanitäranlagen sind modern und sehr sauber. Insgesamt machte der großzügig und modern angelegte Platz einen recht guten Eindruck. Der Sandstrand mit steinigem Uferstreifen erstreckt sich entlang des gesamten Areals und darüber hinaus in circa 500m Länge.
Vermutlich wegen der chaotischen Parkerei der Wochenend-Badegäste entlang der Küste versperrt eine Kamera überwachte Schranke sofort hinter der oberen Einfahrt den unkontrollierten Zugang zum Gelände. Problematisch kann es werden, wenn das ausfahrende Gespann vor der Schranke auf der Steigung anhalten und wieder anfahren muss. Dann kann man nur hoffen, dass der Verkehr auf der Landstraße nichts gegen herausspringende Campingfahrzeuge einzuwenden hat.
Es lohnt sich, die Küstenstraße in jeder Richtung zu befahren und sich die vielen kleinen Ortschaften an und oberhalb der Straße anzusehen. Aber nicht mindestens einen Tag durch Taormina zu streifen, ist eigentlich schon eine Sträflichkeit.
Der meistbesuchte Ferienort Siziliens liegt hoch über dem Ionischen Meer. Mit dem Auto gelangt man bis zu zwei Parkhäusern am Fuße der Ortsauffahrt. In der Parkgebühr enthalten ist der Transfer mit Shuttlebussen über eine serpentinenreiche Straße hinauf in die Altstadt. Die artistische Kurvenrallye des Busfahrers endet auf der Piazza Vittorio Emanuele vor der Porta Messina. Zwischen ihr und der Porta Catania zieht sich der Corso Umberto entlang, die weltberühmte Flaniermeile zum Bummeln, Einkaufen, Sehen und Staunen.
Vor den unwiderstehlichen Einkäufen der Angebote sämtlicher Raritäten, Spezialitäten und Delikatessen aus allen Landstrichen Siziliens sollte man aber zuerst das visuelle Erleben setzen und von einer Aussichtsterrasse den berauschenden Blick auf den schneebedeckten Ätna und die Bucht zwischen Kap Taormina und Kap Schisó genießen. Dort unten lag einst Naxos, die älteste griechische Stadt Siziliens, heute fesseln die Jachten und Kreuzfahrschiffe den Blick des Betrachters - Bilderbuchidylle pur!
Auf dem Rückweg zum Shuttle biegt man kurz nach rechts ab zu Taorminas berühmtester Sehenswürdigkeit, dem Antiken Theater, auch Griechisches Theater genannt, weil es von Griechen erbaut und von Römern verändert wurde. Noch heute wird die gut erhaltene Arena für kulturelle Ereignisse genutzt. Während unseres Besuches waren es die Filmfestspiele, was zur Folge hatte, dass uns eine riesige Leinwand den Durchblick auf die Naturkulisse des Ätna versperrte. Immer wieder beschrieben, fotografiert, gezeichnet und gefilmt, war es dieser gepriesene Panoramablick vom schönsten Theaterrang der Welt, der uns hierher gelockt hatte.
Und nun das! Der trotzdem erhaschte Blick auf den grausig-schönen Feuerberg versöhnte uns schließlich wieder mit der Beinahe-Enttäuschung.
Aber nun wollten wir es genau wissen: Der Vulkan lockte und schrie förmlich nach Erkundung. Sich vor strahlend blauem Himmel erhebend, mit einer wie ein verirrtes Wölkchen den Gipfel krönenden Rauchfahne, weißen Schneerinnen auf schwarzen Bergwänden, man konnte sich schlecht vorstellen, welche fürchterliche Verwüstungen er anzurichten vermochte, wenn er zu erwachen gedachte.
Das wurde uns bewusst, als wir ihn auf einer von unzähligen Halten unterbrochene Ganztagstour mit dem Auto umrundeten, 130 km durch Orte auf dem Pulverfass, Zonen mit üppiger und spärlicher Vegetation, Pistazien-, Zitronen- und Orangenhaine, Weinberge und Kaktusfeigenbäume. Wie Ringe liegen die Vegetationszonen um den Berg, in dessen Tiefen der Schmiedegott Hephaistos seine Werkstatt hat.
Über der kultivierten beginnt die bewaldete Zone und darüber liegt die Ödnis aus Lava und Schnee.
Den Vulkan selbst kann man auf zwei Routen erklimmen, die südliche, touristisch sicher interessantere, von Besuchern aus Catania sehr beliebte Anfahrt und die weniger befahrene Nordroute mit der wunderschönen Panoramastraße Mareneve, die in Linguaglossa beginnt. Wir wählten die Nordtour, fuhren aufwärts zur 2003 verschütteten Hochebene und weiter mit dem Allradbus auf 2900m Höhe.
Die erneuerte Straße führte uns durch Felder erstarrter Lavaströme ohne jeglichen Bewuchs. Das einzige Leben kam als Rauchfähnchen aus den Gesteinspalten und zeigte sich in Form angekohlter Baumreste in der Ferne - hier begriffen wir ein wenig von der Gefährlichkeit des so friedlich wirkenden Vulkans. So weit das Auge reichte, dehnten sich die Lavafelder aus, unvorstellbar, wie die Glutströme sich so weit bewegen konnten. Selbst der ferne Hafen von Giardini-Naxos ist voll von den erkalteten Gesteinsbrocken.
Unsere Sizilianische Reise ging dem Ende entgegen. Schweren Herzens hieß es Abschied nehmen von Sizilien, den gastfreundlichen Menschen, den geschichtlichen und landschaftlichen Schönheiten.
Die Fähre sollte uns über die Straße von Messina übersetzen. Was für Sizilien-Dauerreisende und Einheimische unproblematisch ist, wurde für uns Erstlinge insofern zum Problem, dass wir statt im Fährhafen mitten in einem Jacht- und Frachthafen landeten. Ein freundlicher Sizilianer hieß uns, auf der Autostrada weiter bis zur Abfahrt Stadtzentrum zu fahren.
Von dort ging es schnurgerade immer abwärts Richtung Meer. Nicht lange und die Ausschilderung zu den Fähranlegern übernahm den Rest der Wegweisung. Eine Fährgesellschaft aussuchen, Tickets kaufen, sich hinter die Wartenden einordnen und nach Aufforderung an Bord fahren, einige wehmütige Abschiedsblicke versenden und bald lag die Sizilianische Reise hinter uns.
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016