Ungarn nannte man die fröhlichste Baracke im sozialistischen Lager. Das mochte auch daher rühren, dass das Land mit seiner Piroska-Romantik und seiner Farbigkeit den Eindruck ausgelassener Lebensfreude hinterließ. Und über allem schien eine strahlende Sonne.
Der unverkennbare Drang der Menschen, sich nicht von Westeuropa abkoppeln zu lassen, war an vielen äußerlichkeiten erkennbar: knallige Werbung, wie wir sie nur aus dem Westfernsehen kannten, bunte Schaufensterauslagen mit Angeboten westlicher Produkte - so sagten es jedenfalls die Markennamen, und das alles für einheimische Währung! Da hieß es für uns Einkaufen, solange die Forint reichten. Aber die reichten nie. Wohlweislich hatten unsere Partei– und Staatsoberen dafür gesorgt, dass der Höchstumtausch für Ungarn mit an der niedrigsten Stelle im sozialistischen Reisebereich angesiedelt blieb. Trotzdem - wir mogelten einfach ein paar Reisetage mehr auf die Liste und schon wurde alles erträglicher. Was schleppten wir an Schallplatten, Büchern, Kosmetika, Paprikaschoten und sonstigem Zeug mit nach Hause - Ungarn, das Einkaufsparadies und gleichzeitig das teuerste Pflaster für Ossitouristen. Doch nicht nur für die ! Ein in Ungarn lebender Freund von uns übte gleichzeitig drei Tätigkeiten aus, um seiner Familie einen angemessenen Unterhalt zu bieten: Lehrer am Gymnasium, Übersetzer von Schulbüchern und Sprecher im deutschsprachigen Rundfunksender.
Als wir die ersten Campingplätze im Land anfuhren, getrauten wir uns nicht auf die parkartig angelegten Rasenflächen, weil wir dachten, sie seien nur der optischen Erbauung vorbehalten, bis wir erkannten, dass es sich um Campingstellplätze handelte.
In Budapest sahen die Camps nicht ganz so gepflegt aus, was hauptsächlich daran lag, dass die Stadtplätze sehr stark frequentiert waren. Lange Wartezeiten an der Rezeption gehörten einfach dazu. Anders in Kescemet auf dem Platz neben dem Thermalbad.
Camping Kescemet
Hier empfing man uns in einer Rezeption, die manch einen gleichnamigen Hotelempfang schäbig aussehen ließ. In Kescemet war es auch, dass wir uns einmal hämisch freuen durften, Ossis zu sein: Beim Ausfüllen des Papierkrams wurden die Wessis in den Wahnsinn getrieben, während wir mit einfachem Personalausweis die Schranke passieren durften. Unsere Campingbehausung stand lange, ehe die vor uns angereisten Bundis sich ein Stellplätzchen aussuchen durften. Aber nicht alle, einige wurden wegen der Tatsache zurück gewiesen, dass ihnen der letzte Aufenthalt in einem Hotel oder auf einem Campingplatz nicht amtlich abgestempelt worden war. Meistens waren es wir DDRler, die von den Ungarn wegen der fehlenden Devisen, aber auch wegen innersozialistischer Vorbehalte nicht immer brüderlich behandelt wurden.
Ungarn ist ein erstaunliches Land.
Wir erwarteten flache Ebenen und staunten bei Eger nicht schlecht über Serpentinenstraßen, wenn auch nicht mehr so schlaglochfrei wie auf den Transitstraßen und rund um Budapest. Überhaupt: Budapest ! Für uns die schönste und aufregendste Hauptstadt der von uns bereisten Bruderländer.
Budapest Parlamentsgebäude an der Donau
Budapester Caféhaus
Hauptgeschäftsstraße von Pest: Váci Utca
Ungarn und seine Geschichte: Wir bestaunten die Kirchenbauten von Esztergom, die Burgruinen von Visegrad und folgten ehrfürchtig den Kampfspuren der "Sterne von Eger".
Markttag in Esztergom
auf dem Berg thront die Festung Visegrad
In der Nähe des Budapester Campingplatzes Romai Part soll Attila einst sein Lager aufgeschlagen haben.
Einfahrt zum Camping Romai Part in Budapest
Camping Romai Part
Und dann die Puszta! So wie wir sie erlebten, hatten wir sie uns auch vorgestellt: Endlose Weite, feurige Pferde mit ihren Hirten, Csardas zum Einkehren und die weltbekannten Ziehbrunnen.
Hortogagy Puszta
Csardas in der Puszta
Ziehbrunnen
Pferde in der Puszta
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016