Zum Vergrößern auf ein Bild klicken.
Eigentlich wollten wir im Juni 2009 eine längere Norwegenreise antreten. Aber wie so oft kam es anders als geplant, was letztlich der Vorteil unseres Campinghobbys ist. Skandinavien blieb, aber mit Finnland, Schweden, ein bisschen Norwegen musste es wenigstens sein, noch einmal Schweden und Dänemark wurde die Reiseroute kurzerhand geändert.
Am Anfang der Reise warteten wir auf die Fähre von Rostock nach Helsinki. Freundlich, kompetent und pünktlich verlief das Einchecken im Hafen. Aber dann: Lange nach Ende der vorgegebenen Eincheckzeit von 23.45 bis 1.00 Uhr durften wir bei Dauerregen und nächtlicher Kälte ohne erkennbares Beladungssystem bis 4.00 Uhr finnischer Zeit vor der Fähre warten, ehe wir endlich an Bord durften. Wir wünschten, die Besatzung würde einmal eine Lehrstunde bei ihren italienischen Kollegen nehmen.
Die "Superfast VIII" ist ein schönes und attraktives Schiff einer ehemaligen Mittelmeerflotte. Die jetzigen Betreiber einer estnischen Reederei geben sich alle Mühe, den Kreuzfahrercharakter der Fähre zu erhalten. Trotzdem kommt selbst der stolzeste Liner einmal in die Jahre, was sich an vielen Kleinigkeiten erkennen ließ.
Der Service stimmte. Am Frühstücks- und Abendbuffet konnte man sich für den Rest des Urlaubs vollfuttern, wenn da nicht biologische Hemmnisse gegen wären. Sanft, schnell und ruhig glitt die "Superfast VIII" durch die Ostsee.
Nach einem Tag und einer Nacht fuhr die Fähre im neuen Hafen von Helsinki ein. Der ist so neu, dass sich den ausfahrenden Gefährten eine Art Safety-Car vorspannte und den Weg zum Ausgang zeigte. Von dort an benötigt man gutes Kartenmaterial oder ein Navi, um zum nahen Campingplatz zu gelangen. Die Ausschilderung desselben ist vom Stadtzentrum aus gut erkennbar, aber dorthin kommt der jetzige Reisende nicht mehr.
Rastila Camping gefiel uns so gut, dass wir uns drei Tage gönnten, von hier aus die Stadt zu erkunden. Bequem mit der Metro, weiter mit der Straßenbahn, zu Fuß und per Ausflugsboot erlebten wir die "Tochter der Ostsee" und reihten sie ein in die Galerie der Schönen der von uns bisher besuchten Städte.
Die Sehenswürdigkeiten zu beschreiben, überlassen wir den Reiseführern. Aber auf den Marktplatz mit Hafen, die alte Markthalle, das Bahnhofsgelände, die wunderschönen Kirchen und, und, und... möchten wir schon hinweisen.
Nur einmal benutzten wir das Auto, um uns im campingplatznahen größten Einkaufszentrum Skandinaviens, dem Östra Centrum, müde zu laufen und zu gucken.
Bei einer Rundfahrt mit der Straßenbahnlinie 3T lässt sich Helsinki aus einer Sicht betrachten, in deren Genuss man auf eigenen Beinen nur schwer gelangen würde.
Wir schlenderten am Tag vor dem Fußball-Qualifikationsspiel Finnland gegen Russland durch die Straßen. Bereits am Tage davor waren uns die vielen jungen Russen auf dem Campingplatz aufgefallen. In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages brachen sie fröhlich singend und Fahnen schwenkend in die Stadt auf, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Am Nachmittag war Helsinki in ein Meer von russischen Fahnen getaucht. Auf und vor den Domtreppen feierten hunderte russische Fans das bevorstehende Sportereignis. Von überallher kamen sie musizierend und Sprechchöre rufend zum Dom geströmt. Eine friedliche, fröhlich-ausgelassene Atmosphäre mit Volksfestcharakter - wenn es doch zu allen Fußballspielen so zugehen könnte!
Beinahe wäre doch noch ein kleiner Wermutstropfen in unseren Helsinkibesuch gefallen. Am frühen Morgen hatte ein hinterlistiger Dieb schon nach wenigen Sekunden eine unserer zum Abkühlen vor den Caravan gestellten Frühstückssemmeln geklaut. Erst lautes Mövengezänk am Himmel ließ uns den Übeltäter erkennen. Also konnten wir die Tage in der finnischen Hauptstadt schließlich doch noch in die Kategorie der schönsten Urlaubstage einordnen.
Wir beschlossen, in Süd-Ost-Richtung durch die Seenplatte Richtung Savonlinna zu fahren. Lange Zeit entlang der russischen Grenze fahrend, mussten wir uns gedanklich köstlich amüsieren über Berichte, in denen Reisende sich mutig, aber mulmigen Gefühls der Grenze näherten.
Weder gefährliche Bären, noch hungrige Wölfe oder gar altkommunistische Grenzagenten bedrohten unsere Reise durch die fantastische karelische Landschaft.
Endlose Wälder, herrliche, unüberschaubare Seen mit ihren unzähligen romantischen Inseln zwangen uns immer wieder zu freiwilligen Fahrtunterbrechungen. Diese Stille, endlose Weite und fast unberührte Natur war Balsam für die Nerven, nur noch später übertroffen durch das wunderschöne Lappland.
Savonlinna ist ein kleines Städtchen mit der Niederungsburg Olavinlinna, einem Opernfestival und einem Hafen am herrlichen Saimaa Seengewirr, das man mit Oldischiffen befahren kann.
Der Vuohimäki Camping war weder von der Anlage, noch vom Niveau her unser Geschmack. Noch Nebensaison, erschöpfte sich der Service auf das Ausfüllen des Anmeldeformulars durch den Anreisenden - in Finnland vermutlich obligatorisch - der Übergabe eines Schlüssels und das Kassieren bei der Abreise. Selbst das mussten wir übernehmen, weil die junge Kassiererin zwar ein Kartenlesegerät zur Verfügung hatte, damit aber absolut nicht umzugehen verstand.
Wir dachten, der Schlüssel eröffne uns den Sanitärbereich, der war aber offen. Für andere Serviceräume hätten wir den Hang ersteigen und uns im obigen Haupthaus anmelden müssen. Alles ging ein wenig umständlich zu, weil die Vordertreppe zum Haupthaus abgerissen war und der Gast irgendwie selbst herausfinden musste, wie es weitergehen soll. Trotzdem hatte der Platz seinen eigenen Reiz. Ursprüngliches Campen ohne jegliche Belästigung war hier noch möglich.
Weiter ging es Richtung Norden, vorbei an immer wieder beeindruckenden Seenlandschaften, auf schnurgeraden Straßen durch ein Spalier von Birkenwäldern, immer auf Ausschausuche nach Elchen, bis nach Kuhmo. Nebenbei: Von den frei lebenden Elchtieren erblickten wir erst in Schweden 3 dieser Könige der Wälder. Ehe der Fotoapparat seine Arbeit verrichten konnte, waren die Majestäten allerdings bereits im Wald verschwunden.
In Kuhmo reizte uns der historische Themenpark Kalevala Spirit. Man sagt, hier lebt die finnische Seele. Mit dem Nachbau uralter finnischer Dörfer wollte man die Tradition des finnischen Nationalepos Kalevala wiederbeleben. Wir versuchten, die Mystik und die Legenden der Vergangenheit in authentischer Umgebung von Kuhmo ein wenig zu empfinden, was uns aber nicht so recht gelingen wollte. Das Museumsdorf ist trotzdem ein interessanter Ort und einer Besichtigung unbedingt wert.
Dem Dorf angeschlossen ist der Kalevala Spirit Camping. Er liegt nur wenige Meter vom Freilichtmuseum entfernt mitten im Wald am Lammasjärvi-See.
Lag es nun an den Mücken oder an der Vorsaison, die hübsche Rezeption war nicht besetzt. Eine zufällig daherkommende junge Frau fragte nach unserem Begehr und lotste uns zwecks Anmeldung zum Eingangsgebäude des Erlebnisparks. Kleine, kaum erkennbare Zettelchen verwiesen auf das Hotelgebäude in einiger Entfernung als Ersatzrezeption. Ein bisschen verwirrend das Ganze, aber immer mit freundlicher finnischer Wesensart geklärt.
Hier im Wald am See bemerkten wir die Mücken zum ersten Mal bewusst. Die wollten uns aber nur umschwärmen, zum Stechen hatten sie dank Autanabwehr keine Lust.
Ein bisschen Mystik strahlte der düstere Waldplatz schon aus, was uns auch von einem längeren Aufenthalt absehen ließ. Man sagt, die Finnen würden am Freitag das Ende der Arbeitswoche gern feuchtfröhlich feiern. Ein Vorurteil, aber hier erlebten wir tatsächlich eine Feierlichkeit von 10 mückenresistent erzählenden und trinkenden Finninnen und Finnen. Das lustige Gelage endete trotz noch mitternächtlicher Helligkeit in den letzten Minuten des Freitags.
In Finnland haben wir nur sehr nette Finnen kennengelernt. Das fiel schon nach wenigen Fahrkilometern auf: Jeder entgegenkommende Campfahrzeugfahrer grüßte mit kleiner Handbewegung den Gleichgesinnten. Nichts da mit dem Vorurteil vom knurrigen, grimmig dreinblickenden, wortkargen Finnländer, wir haben keinen von dieser Sorte getroffen.
Wir verließen Kuhmo Richtung Rovaniemi und tauchten ein in die Weiten Lapplands. Prompt begegnete uns schon nach wenigen Kilometern das erste Rentier. Ganz aufgeregt von der Begegnung griffen wir nach Fotoapparat und Videokamera.
Später, nach vielen Begegnungen mit den Tierchen als Waldstromer, Straßentrotter und kleinen Rudeln auf freier Wildbahn oder in der Farm ihrer Besitzer, ließ die Aufregung allmählich nach, fotografieren mussten wir aber trotzdem. Schließlich muss die Erinnerung bis zur nächsten Skandinavienreise noch lange anhalten.
Rovaniemi hielt uns einige Tage fest, es gab viel zu sehen und zu erleben. Dazu kam, dass der Campingplatz Camping Ounaskoski alle Voraussetzungen für einen angenehmen Aufenthalt bot. Nach ausgiebiger Stadtbesichtigung landeten wir im Arktikum-Museum der samischen Geschichte. Rovaniemi besuchen und das Museum versäumen, ist schon fast eine strafbare Handlung.
Der nächste Weg führte unweigerlich zum 7 Kilometer entfernten Arctic Circle, die Stelle, an der der Polarkreis werbewirksam markiert ist. Hier wohnt auch im Sommer der Weihnachtsmann, wenn er sich nicht im nahe gelegenen, im Juni noch geschlossenen Weihnachts-Park verkrochen hat. Es ist schon ein seltsames Gefühl und ein einprägendes Erlebnis, auf dem gemalten Polarkreis zu wandeln.
Der anschließende unvermeidliche Bummel durch die vielen Souvenirshops plündert die Reisekasse nicht unerheblich und sei es nur durch den Erwerb eines Samenmessers oder eines Rentierlederprodukts. Ein paar Weihnachtskarten mit vorbestimmtem Empfangsdatum auszufüllen, ist zwar mit 6 € pro Gruß nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber eine nette Geste für den Adressaten allemal.
Wenige Kilometer von der Stadt Rovaniemi entfernt an der Straße 79 findet man die Rentierfarm Kampsuherran Kaltakunta. Sie liegt übrigens direkt auf dem Polarkreis. Der Besitzer empfängt seine Gäste in einer originalen Samentracht, spricht ein ausgezeichnetes Deutsch und erklärt in seiner überaus gastfreundlichen Art dem Besucher alles, was er über Rentiere, Samenkultur, -leben und -geschichte wissen möchte.
Eine kleine Ausstellung ergänzt seine Ausführungen und erweckt durch ihre Ursprünglichkeit am Originalschauplatz eine noch nachhaltigere Wirkung als die großen Museen. Hier erfuhren wir auch, dass die Rentiere keine Mücken mögen, letztere sich wiederum ungern im Wind bewegen und die Ren deshalb gern auf den die Landschaft durchschneidenden, mückenarmen Straßen wandern.
80 Kilometer südlich von Rovaniemi liegt der größte Zoo Nordskandinaviens, der Ranua-Zoo. Hier gibt es an einem 2,5 km langen Rundweg eine Unmenge einheimischer Tiere in natürlicher Umgebung zu beobachten. Sogar zwei Eisbären gaben sich die Ehre.
Was wir vom einzigen Elch leider nicht sagen können. Der versteckte sich hinter einem vom Rundweg etwas entfernter liegenden Teil des Parks und ließ nur seinen Kopf ein wenig hervorblicken. Er konnte uns aber nicht sonderlich ärgern, denn im schwedischen Östersund waren seine Artgenossen viel netter zu uns.
In einem weiten nördlichen Bogen fuhren wir von Rovaniemi hinüber zum schwedischen Arctic Circle nach Jokkmokk. Ganz nebenbei bemerkten wir, dass wir inzwischen die Ostsee nördlich umrundet hatten. Das gastfreundliche Finnland haben wir bestimmt nicht zum letzten Mal besucht. Viele schöne und bleibende Erinnerungen nehmen wir mit nach Hause.
Beispielsweise gibt es in Finnland auch Zebrastreifen, an denen allerdings außer einigen Ausländern niemand anhält. Dafür halten die finnischen Autofahrer außerhalb der Fußgängerüberwege rücksichtsvoll vor jedem Fußgänger, der die Straße queren möchte.
Wir freuten uns über die Tag und Nacht bereiten Automatentankstellen, bis wir dahinter kamen, dass viele von ihnen nur eigene Tankkarten akzeptierten. Von da an tankten wir weise vorausschauend nur noch an Bezahltankstellen.
Eine weitere Besonderheit nahmen wir auf den Campingplätzen wahr: Der Gast muss sein Anmeldeformular selbst ausfüllen, Zahlungsbelege gab es nicht. Was geschieht eigentlich bei Barzahlung?
Übrigens muss jeder Camper (außer auf einigen Clubplätzen) eine Skandinavien- oder CCI-Karte vorzeigen. Dafür werden ihm einige Prozent Rabatt gewährt. Wer bekommt eigentlich bei der Kartenpflicht keinen Rabatt?
Am nachhaltigsten prägte sich uns aber die nicht untergehen wollende Mitternachtssonne ein.
Gegen 1.00 Uhr wird es dämmerig und ab 2.00 Uhr hellt sich die Welt wieder auf. Das ist aber keine finnische Besonderheit, weswegen wir uns zu Mittsommernacht auch gern in Schweden herumzutreiben gedachten.
Auf der Fahrt nach Jokkmokk begegneten uns endlich die ersten freilebenden Elche. Wir waren nun richtig in Skandinavien angekommen. Das Jokkmokks Campingcenter ist ein riesiger Wiesenplatz mit einer Kinderspielburg und einem vom Platz her zugänglichen Bad mit großer Rutsche. Er liegt an einem Fluss, der hier aussieht wie ein See.
Wir durften uns einen Stellplatz aussuchen und sollten später nur die Nummer angeben. Das taten wir. Glücklicherweise hatten wir uns noch nicht eingerichtet, denn das Stückchen Wiese unseres Begehrs war trotz der angesagten freien Platzwahl für spätere Mittsommer-Besucher reserviert. Die kamen dann auch einen Tag später in größerer Anzahl, was den Platz insgesamt aber kaum sonderlich füllte.
Jokkmokk glänzt mit einem interessanten Samenmuseum, dem Ajtte, das in seiner Anlage zu den schönsten gehört, die wir besucht haben. Das trifft aber nicht für seine äußere Aufmachung zu, wegen derer Unscheinbarkeit wir fast auf einen Besuch verzichtet hätten. Der Ort selbst ist ein wenig bescheiden, dafür ist die Umgebung umso interessanter. Nicht so spektakulär wie in Finnland sind hier die Polarkreisquerungen gestaltet, auf Tourirummel wird verzichtet.
In Reiseführern angepriesen wurde das alte Bergdorf Kvikkjokk am Ende der Straße 45.
Wir machten uns auf den über 100 km langen Weg, um das Dorf aufzusuchen. Eine fantastische Route lag vor uns: Im Hintergrund die schneebedeckte alpine Bergwelt der Kaledonischen Gebirgskette. Endlose schnurgerade Straßen fast ohne Verkehr. Auf der linken Seite eine begeisternde Seenlandschaft. Rechts Nadel- und Birkenwälder.
Rauschende Wildwasserbäche. Rentiere im Wald und auf der Straße. Hin und wieder ein Schwedenhüttchen im Wald oder am Wasser. Himmlische Ruhe.
Am Ende der Strecke liegt das unscheinbare Dörfchen Kvikkjokk mit einer wunderschönen kleinen Holzkirche. Der Ort liegt am Ostrand des schwedischen Fjälls und ist Ausgangspunkt für Ausflüge in die Nationalparks Sarek, Padjelanta und dem Stora Sjöfallet, das größte Nationalparkgebiet Europas. Uns begeisterten die faszinierenden Stromschnellen und Wildwasser des Kamajokk.
Unterwegs zum nächsten Ziel, dem Camping Storuman überschritten wir kurz hinter Jokkmokk erneut den Arctic Circle. Den Verlauf des Polarkreises zeichnend, führt eine Holztreppe auf einen Hügel zu einem Cafe mit Souvenirshop.
Unten zeigt die Markierung den Breitengrad durch weiß gestrichene Felsbrocken an, die über ein Gewässer am gegenüberliegenden Ufer im Wald verschwinden.
Ein kurzes Wegstück weiter grüßte uns die größte, die letzte Rentierherde unserer Reise. Auf halber Strecke zwischen Jokkmokk und Storuman entdeckten wir im Ort Arvidjaur ein altes, museales Kirchendorf, bestehend aus traditionellen Hütten, die auch heute noch zum Besuch der gegenüberliegenden Kirche zur Übernachtung durch weit angereiste Samenfamilien genutzt werden.
Auf dem Storuman erlebten wir am 20. Juni die Mittsommernacht. Über den kleinen Badesee am Campingplatz konnte man den Lauf der nicht untergehenden Sonne sehr gut verfolgen. Es sieht aus wie nicht enden wollender Sonnenuntergang, ohne dass die Sonne am Horizont versinkt.
Auf der Weiterfahrt nach Östersund war auf der Europastraße 45 die Fahrbahndecke urplötzlich einige viele Kilometer lang abgetragen und durch eine lockere Schotterschicht ersetzt. 70 km/h waren erlaubt, mehr als 30 konnten nicht gefahren werden. Für entgegenkommende Lkw spielte das aber keine Rolle. Aufspritzende Steine und eine fast undurchdringliche Staubschicht waren die Folge.
Sind uns auf der normalen Straße ewig keine Autos entgegen gekommen, hatten sie sich die Begegnung mit uns vermutlich bis jetzt aufgehoben. Eine Autowäsche wurde unumgänglich.
Weil uns der ursprünglich avisierte Platz in Östersund von außen her keinen besonders attraktiven Eindruck machte, fuhren wir weiter zum Stadtplatz Östersunds Stugby och Camping am anderen Ende des Ortes. Der war äußerlich gut anzusehen. Wir checkten ein.
Dann die Ernüchterung: Für Kurzcamper stand trotz vieler leerer attraktiver Stellplätze nur ein relativ ungepflegtes Gelände mit huckeligen Grasstellflächen zur Verfügung. Deshalb mussten wir unseren Caravan diagonal auf die nicht allzu üppige Fläche stellen, damit wenigstens ein einigermaßen waagerechtes Ausrichten des Gefährts möglich wurde.
Wir wollten aber in erster Linie die Biathlonstadt und ihre Umgebung kennenlernen. Eigentlich besteht Östersund aus einer unendlich langen Rathausstraße mit einigen Abzweigungen und einem riesigen Skistadion.
Wer einmal in der Gegend ist, sollte keinesfalls versäumen, die mächtige Frösö-Brücke zu überqueren und in Orrviken die Elchfarm zu besuchen. Vielleicht erblickt man unterwegs ja einmal das hier leben sollende sagenumwobene Seeungeheuer. Im Moose Garden leben viele Elche unterschiedlichen Alters, unter ihnen der durch die Patenschaft der deutschen Biathletin berühmt gewordene Neuner.
Als wir nach dem Tier fragten, geriet der Ranger ins Schwärmen über die deutschen Sportlerinnen. Er zeigte uns Bilder von Magdalena Neuner, Andrea Henkel und anderen. Abschließend kamen wir sogar noch in den Genuss eines spendierten Gläschens originaler Elchmilch, von der ein Liter 150€ kosten soll. Übrigens verriet uns der nette Mann, dass Elchkuh Neuner im nächsten Jahr Mama werden könnte, einen netten Partner hätte sie sich bereits ausgesucht.
Nach einigen Tagen verließen wir den sommerlichen Wintersportort in Richtung norwegischer Grenze hinüber nach Malvik am Fjord von Trondheim. Im gebirgigen Grenzgebiet zu Norwegen liegt das größte Skigebiet Skandinaviens, das mittelschwedische Åre.
Wir landeten in der an der Straße liegenden Schokoladenfabrik und kamen voller süßer Souvenirs wieder heraus. Schon wenige Meter nach der Grenze verengte sich die Straßenbreite und die Landschaft wurde rauer, interessant wilder.
Storsand Gård Camping hatten wir uns ausgesucht, um am nächsten Tag Trondheim zu besuchen. Wenn man die alte(!) E6 fährt, landet man ohne Mautstelle in der Stadt mit ihrem historischen Krönungsdom.
Wir hatten Glück, ein riesiger Markt hatte sich zwischen unserem Parkhaus Nähe Bahnhof/Hafen und dem Dom aufgebaut. Hier gab es alles, was man sonst nur mühselig in vielen Orten und Geschäften zu Gesicht bekam. Am verlockendsten hatten es uns die Rentier- und Elchprodukte angetan. Kein Wunder, dass einige der Leckereien nebst weiteren Kleinigkeiten mit uns den Heimweg antraten.
Weiter in südlicher Richtung fahrend, verließen wir die E6 möglichst bald und folgten den weniger befahrenen Parallelstraßen bis nach Elverum. In der Ferne grüßten uns unterwegs die schneebedeckten norwegischen Berge, deren Welt wir ein anderes Mal besuchen werden. Immer auf der Spähsuche nach Elchen durchfuhren wir dichte Wälder, entlang von Seen und uns kilometerlang begleitenden Flüssen. Elche entdeckten wir nicht. Dafür liefen uns Schafe vor das Auto: erst ein Mutterschaf, dann ohne Hemmungen die kleinen Schöpse. Schreck lass nach!
An dieser Stelle erinnerten wir uns eines Autofahrers in Schweden, der uns entgegen kam und unvermutet von der völlig ungesicherten Holzladung seines Hängers vor uns einen Baum verlor, was uns zu einer argen Notbremsung veranlasste. Spätestens jetzt lernten wir die verschiedenen Sicherheitseinrichtungen im Auto und am Hänger schätzen.
Auf der Weiterfahrt nach Elverum entspannten wir uns vom Schafschreck am Anblick einer hübschen Stabkirche im Budalen an der Straße 3.
Auf Elverum Camping versammelten sich am Abend Gruppen junger Männer, die mit Sicherheit keine Urlaubscamper waren. Angereist sind sie mit Doppelachsern und Lieferwagen als Zugfahrzeuge. Nur wenige schienen Familienmitglieder dabei zu haben.
Trotz des eigentlich schön gelegenen, aber recht abgenutzten Platzes machte Urlaub hier keinen Spaß.
Wir besuchten die 30 km entfernte Stadt Hamar. Das Eisenbahnmuseum interessierte uns besonders. Im Hauptgebäude gibt es eine kleine Ausstellung alter Originale. Ein Dampfzügle fährt wenige hundert Meter durch das Gelände, was man anschließend ablaufen kann. Zu sehen sind Bahnhofsgebäude, eine Kinderbahn und ein großer Lokschuppen mit alten Dampf- und E-Loks. Es heißt, das sei das größte Bahnmuseum Norwegens.
Danach nahmen wir uns noch die Zeit, in der lebhaften Stadt die als umgekehrtes Wikingerschiff konzipierte Olympiahalle von außen und innen zu bestaunen, eine sehenswerte Architektur.
Wieder zurück nach Schweden fuhren wir auf der Insel Torsö bei Mariestad Torsö Camping an. Er liegt an der Fagelöviken-Bucht des Vänern, ist ein Gemeindeplatz, bietet mit einem Vereinshaus und einer Fußballplatzfläche Campern einen ruhigen und angenehmen Aufenthalt. Maristad ist ein niedliches Örtchen mit riesigem Jachthafen und massenhaft im Hafengelände parkenden Autos.
Das Umland mit viel Göta-Kanal und jeder Menge Schleusen bietet Sehenswertes. Die z.T. dreistufigen Schleusen verlangen von den Freizeitkapitänen unendliche Ausdauer und Geduld, um selbst nur kurze Strecken zu bewältigen. An vielen dieser Schleusen gibt es kleine Campingplätze, die trotz abgelegener Lage recht gut belegt waren.
Was man von unserem Platz nicht sagen konnte. Erst am Wochenende füllten vier bis fünf Gefährte und ein Zeltchen das Areal. Ausgenommen sind die Dauercamper mit ihren Booten im Uferbereich.
An ihnen erkannten wir im Vorüberfahren, dass es sich hier um einen richtigen Campingplatz handelte.
Anders als im Vorjahr konnten wir diesmal jede Menge Vänern begucken. Hier hat man anders als auf der Westseite bei Mellerud viele Stellen, die man mit freiem Blick auf das riesige Gewässer anfahren kann.
Malmö Camping och Feriencenter war als echter Stadtplatz gut belegt. Es bot sich uns ein herrlicher Blick auf die Öresundbrücke. Besonders schön waren die Sonnenuntergänge. Zwar muss man zum Öresundstrand einige hundert Meter laufen, es lohnt sich aber auch bei nur kurzem Durchgangsaufenthalt.
Der öffentliche Strandbereich mit seinen riesigen Liegewiesen unter knorpeligen Bäumen lockte am Abend viele türkische Großfamilien an. Romantisch anzusehen, die schwarzgewandeten Frauen mit ihren Kopftüchern und den Wasserpfeife rauchenden Männern, umrundet von ihren spielenden Sprösslingen.
Wer Lust hat, kann sich ins Stadtgetümmel werfen, in das uns wegen fehlender oder recht später Ausschilderung unser Navi mitten im Feierabendverkehr hinein lotste.
Nach so viel erholsamer Einsamkeit in Skandinavien hatten wir nur noch Lust zu einer Ministadtbesichtigung.
Über die Brücken des Öresund, des Großen und Kleinen Belt rollte unser Gespann zum Grønninghoved Strand Camping bei Sjölund in Dänemark.
Dänische Campingplätze liegen oftmals abseits größerer Ortschaften, unsere nächste Stadt war Kolding, ca. 15km vom Platz entfernt. Hier gibt es ein riesiges Einkaufszentrum, das man in so einer relativ kleinen Stadt nie und nimmer erwartet. Lustig war ein geparkter Pkw, der sich ohne Fahrer vermutlich aus Langerweile selbständig auf dem großen Parkplatz bewegte. Glücklicherweise richtete er keinen Schaden an, erschreckte aber Passanten und Parkplatzbefahrer erheblich.
Die Landschaft der Umgebung des Campings ist ziemlich flach. Die Zufahrtsträßchen zum Platz und zu den umliegenden Badestränden sind recht schmal, wegen des geringen Verkehrs aber problemlos zu befahren.
Am endlos langen Strand unterhalb des Campingplatzes herrschte reges, aber nicht gedrängtes Leben. Immer wieder unterbrochen durch ankernde Boote, bietet sich ein romantisches Bild und macht Lust zum Baden. Uns war es trotz schönem Wetter Anfang Juli noch ein bisschen zu kalt.
Die Heimfahrt nach Deutschland gestaltete sich zu einer stundenlangen Quälerei durch Hamburgs Nadelöhr, dem Elbtunnel. 24 km stockender und stehender Verkehr meldete das Radio. Aber wir waren ja erholt, uns konnte nichts aufregen. Wir dachten an die endlosen Weiten Lapplands und die schnurgeraden Straßen durch die skandinavischen Länder, den Verkehr fast ohne Autos und ignorierten das deutsche Verkehrschaos einfach, indem wir langsam und ruckweise dahin tuckerten.
Im hübschen Harzstädtchen Seesen mit seinen vielen attraktiven Fachwerkhäusern suchten wir den Campingplatz Am Brillteich auf. Hier ließen wir einen Urlaub voller schöner und dauerhaft bleibender Erinnerungen an fantastische Landschaften, netten Menschen und vielen Tieren auf freier Wildbahn gemütlich ausklingen.
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016