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Mutig geworden durch unsere Reisen in den skandinavischen Norden und zuletzt nach Fjordnorwegen visierten wir 2011 die norwegischen Lofoten an. Wir planten, in Kiel an Bord einer der gerühmten Luxusfähren der "Color-Line" zu gehen und ab Oslo auf der E6 nach Norden zu fahren. Von dort wollten wir entlang der E10 zunächst eine Woche lang die Lofoten zu erkunden, um auf ihr weiter Richtung Schweden zu reisen.
Erste Station bildete der Camping Oase Bonanza nördlich von Kiel am Deich zur Kieler Förde. Wir waren einen Tag eher angereist zum Erkunden des Fährablegers nach Oslo. Das erwies sich als gut und richtig für eine problemlose Anreise zum Norwegen Kai. Den Tag nutzten wir zum Besuch der Landeshauptstadt Kiel. Nach einem ausführlichen Bummel durch die schöne Fußgängerzone verbrachten wir einige Zeit im Hafen und bestaunten die Riesenfähren. Dabei erwischten wir auch die Schwesterfähre der von uns gebuchten "Color Fantasie", die "Color Magic".
Am nächsten Tag kamen wir eine reichliche Stunde vor dem Einchecktermin im Hafen an. Wir gehörten zu den ersten Wartepassagieren, mussten aber wegen der Gespannhöhe von über 2,60 m bis zum Schluss warten. Zum ersten Male wurde die tatsächlich Höhe unseres Caravans gemessen. Sie erfüllte zwar die Norm von 2,60 m - wir hatten sogar 2,70 m bei der Buchung angegeben - aber sicherheitshalber, die Antenne sollte nicht anecken, stelle man uns in den Bereich der Lkw mit der Bitte, in Oslo erst nach Anheben des Oberdecks auszufahren. Wir taten wie uns geheißen, mussten bei der Ausfahrt nicht allzulange warten, zumal die Fähre vorzeitig in Norwegen ankam.
Auf der Fähre bezogen wir unsere Innenkabine, die einen recht angenehmen Eindruck bezüglich ihrer Bettenaufteilung und Gestaltung mit Kühlschrank und Fernsehgerät machte. Danach ging es ab zur Besichtigung des Fast-Kreuzfahrers. Auf dem Sonnendeck herrschte fröhliches Norwegerleben. Die Jungs waren schon recht angedudelt, lärmten, jubelten und sangen. Hatten sie doch erst den Vatertag in Deutschland hinter sich gebracht. Die Aussicht vom hohen Deck auf Kiel und seinen Hafen war fantastisch - "Color Fantasie" hieß unsere Fähre. Langsam verließ sie die Förde, zog vorbei an der Einmündung des Nord-Ostsee-Kanals und an hunderten von Segelbooten, die das herrliche Sonnenwochenende nach Himmelfahrt zum Begrüßen der schönsten Jahreszeit nutzten.
Die letzten Kilometer begleitete uns ein Militärhubschrauber, der die Fähre mehrmals hautnah umrundete, um schließlich im Standby-Modus den Anschein zu erwecken, im nächsten Moment auf dem Schiff landen zu wollen.
Als der Pilot sich von den staunenden Massen grinsend verabschiedete, hatte er zumindest erreicht, dass die vorher den Krach veranstaltenden Wikinger ob des Helikrachs ihre Lärmorgien nunmehr beendeten und sich zur bierseligen Ruhe begaben. Für uns und andere begann die Reise aber erst. Wir schickten uns an, das vielgerühmte Innere der "Color Fantasie" zu ergründen. Da waren zuerst die lautlos über fast sämtliche Stockwerke, oder Decks, wie es richtig heißen muss, dahingleitenden gläsernen Lifts.
Unermüdlich spuckten sie Massen an Passagieren aus und sammelten sie wieder ein. Zentrum der Betriebsamkeit waren die Stockwerke 6 und 7. Das 6. Deck bot neben einem riesigen Restaurant mit ausgebuchten Vorbestellungen für die abendliche Speiseeinnahme einen Free Shop für Alkoholika, Tabakwaren und anderen verbilligten Warenangeboten. Hier versammelte sich die Plastiktüten tragende Gemeinde bis in die späten Nachtstunden. Deck 7 war die Ladenstraße der gehobenen Preisklasse mit interessanten gastronomischen Einrichtungen und ebensolchen Preisen. Hier spielte sich das Innenschiffsleben ab. Man flanierte, beäugte einander und saß in einem der Cafés, Pubs oder Snackbars. Das Ende der ca. 100 m langen Passage bildete ein Restaurant mit einer mehrere Etagen überspannenden Heckfensterfläche.
Über die restlichen Angebote, Einrichtungen und Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord der Fähre zu schreiben, erübrigt sich, weil zu viel des Guten. Vielleicht sei noch ein Hinweis angebracht für eventuelle Reisenachahmer: Die Stockwerke über 13, also 14 und 15 sollte man sich nicht entgehen lassen wegen der fantastischen Panoramaaussicht in Bar- und Lederambiente. Wer seine Animationsgewohnheit auch an Bord befriedigen möchte, sollte sich die verschiedenen Showangebote auf der großen und den kleinen Bühnen nicht entgehen lassen. Alles war, wie wir es anhand der Vorinformationen erwartet hatten: Die Fähre Kiel-Oslo ist ein Luxusgefährt erster Güte. Trotzdem, irgendwie kamen wir uns vor wie in einer überdachten Einkaufspassage, alles fein und gepflegt, aber Fährfeeling? Nun gut, wir hatten es einmal erlebt.
In Zukunft bleiben wir wieder unseren alten Fährpötten treu, mit Rumpeln, Schaukeln und Motorenkrach. Das Bierchen und die Abendmahlzeit lassen sich auch dort genießen. Und an Unterhaltung hat es uns dabei nie gefehlt. Höhepunkte unserer Reise nach Oslo waren zweifellos die herrlichen Ausblicke auf die Kieler Förde, die Durchfahrt unter der Großen Belt Brücke und die wunderschön endlose Passage des Oslofjords
.In Oslo angekommen, lächelten uns die Zöllner freundlich zu und wir stürzten uns ins Hauptstadtgetümmel. Ein menschlicher Programmierfehler veranlasste unser Navi, uns statt zum näher gelegenen und von uns geplanten Camping "Eckeberg" durch die ganze Stadt zum NAF-Camping Bogstad zu jagen. Keine schlechte Wahl, wir fanden uns auf einem fast leeren Platz mitten im Grünen wieder. Von dort war es ein Katzensprung per Auto zum berühmten Holmenkollen. Joi, was für eine Anlage, in diesem Jahr fertig gestellt für die nordische Ski-WM. Begeistert kletterten in dem Stadion umher, und mit uns viele einheimische Sommergastbesucher.
Weil es hier auf dem "Bogstad-Camping" so angenehm war, legten wir noch einen Tag zu zwecks Besichtigung der Hauptstadt. Der Bus hält direkt vor dem Camp und brachte uns schnell ins Stadtzentrum. Stockholm, Helsinki und jetzt Oslo, fehlt nur noch Kopenhagen und wir haben sie wenigstens gesehen, die wichtigsten skandinavischen Hauptstädte, jede für sich ein sehenswertes Juwel.
Weiter ging die Reise mit Ziel Lofoten entlang der E6 zum Magalaupe Camping, 13 km vor Oppdal. Die Fahrt gestaltete sich als ununterbrochene Regentour durch dreckschleudernde Baustellen - armes Schmuddelgespann - und wasserduschenden entgegenkommenden LKW. Und trotzdem führte sie durch fantastische Landschaftsabschnitte. Unverständlich, dass es Leute gibt, die die E6 als langweilig bezeichnen: Diese scheinen niemals über das Dovrefjell und durch die anschließende Bergkette gefahren zu sein.
Vor einigen Jahren fuhren wir die Parallelstraße 3/E6 zwischen Elverum und Trondheim, wir wissen also, wovon wir schreiben. Wir blieben im "Magalaupet Camping" hängen, Näheres kann man aus unserer zugehörigen Platzbeschreibung erfahren. In langer Erinnerung wird der Dovrefjell-Nationalpark bleiben.
Der "große" Ort Oppdal, Zentrum der Region, liegt schön gelagert umkränzt von den Trollheimen- und Dovrefjellgebirgen und ist das Einkaufszentrum des Distrikts, eigentlich recht winzig, aber mit vielen Geschäften, Einkaufsmärkten und Tankstellen. Der nächste Tag war Sonnenbrillenreisetag, soll heißen, die ganze Fahrt über strahlte die Sonne im warmen Glanz.
Wir fuhren durch schöne Landschaften, begleitet von Seen, wirbelnden Flüssen und endlosen Nadelwäldern mit straßenbegrenzenden Birkengürteln. Vor Elchen wurde gewarnt, wir bekamen sie nicht zu Gesicht. Der von uns avisierte Campingplatz war leider noch oder für immer geschlossen.
Da sich entlang der E6 aber eine nicht unbeachtliche Zahl von großen und winzigen Campings befindet, war es für uns nicht weiter beunruhigend, den nächst möglichen Platz anzulaufen. Dabei verließen wir uns auf den ADAC-Campingführer, fuhren am ersten Camp vorbei und steuerten den von ADAC-Inspektoren beurteilten nächsten Platz NAF-Camping Mellingsmo an. Zwar fiel deren Beurteilung nicht sonderlich rosig aus, was sich dann aber in der Praxis offenbarte, war doch tiefste Campervergangenheit.
Auf einer versumpften Wiese sollten wir den Caravan aufbauen, Steckdosen zu finden, war ein Glücksspiel, die Sanitäreinrichtung ein Relikt des vorigen Jahrhunderts. Trotzdem schimmerte Hoffnung: Der Platzbesitzer - bis auf den Kassiervorgang wohlweislich nie zu sichten- hatte in einige moderne Wasserhähne, Seifenspender und Toilettenpapierhalter investiert. Trotzdem mieden wir die Dusche nach kurzer Inaugenscheinnahme. Farbmangel und Rost stritten um den Vorrang. Dass neben der insgesamt lieblosen Platzgestaltung oder -führung eine ganze Reihe heute üblicher Standardangebote fehlte, störte uns weniger, dafür war der Preis - gemessen anderen besuchten Plätzen etwas höher, doch warum waren wir nicht einfach weiter gefahren?
Am nächsten Tag fuhren wir aber weiter Richtung Norden, nach Rognan. Unterwegs boten sich unseren allmählich wach werdenden Augen wunderschöne Ausblicke auf eine ursprüngliche Natur, wie wir sie lange vergessen zu haben glaubten. Von wegen, die E6 sei eine langweilige Strecke!
Das allmählich wilder werdende Auf- und Ab der Straße. Die streckenweise enger werdende Fahrbahn und die sich häufenden Kurven erwiesen sich für den Fahrer als spannende Herausforderung im immer währenden Kampf mit den entgegenkommenden LKW. Ließ deren Zahl allmählich nach, nahm die Anzahl der Wohnmobile ebenso allmählich zu.
Für die Fahrzeuginsassen boten sich derweil wunderschöne Landschaftsansichten wilder Flüsse mit ihren Stromschnellen, schneebedeckten Berghöhen, tiefen Wäldern und nicht zuletzt die Überquerung des Saltfjellet mit selbstverständlichem Zwangsaufenthalt am hier wirksam in Szene gesetzten Polarkreis. Wie kann es da jemandem langweilig werden?
Eigentlich hatten wir auch für diese Etappe wieder andere Campingplätze im Visier gehabt, letztlich hieß der glückliche Gewinner unserer Aufenthaltsgebühr Rognan Fjordcamp. Er erwies sich als eine Art Glückstreffer im Vergleich zu den ursprünglich Auserwählten. Das wissen wir so genau, weil wir dieselben im Vorbeifahren mit kritischen Blicken beäugten, um nach der Vortagspleite nicht wieder ein Fiasko zu erleben.
Wer hier in der Gegend weilt und Zeit für einen Ausflug erübrigen kann, sollte unbedingt die Straße 812 befahren. Sie ist für sich bereits ein Naturerlebnis - mit dem Höhepunkt der Überquerung des Fjells.
Am Ende lockt der Saltraumen, jener größte Gezeitenstrom der Welt, der alle 6 Stunden gigantische Wassermassen durch eine 3 km lange und 150 m breite Passage zwischen Saltenfjord und Skjestadfjord zwängt. Wer das Schauspiel intensiv erleben möchte, sollte das Fahrzeug auf einem der Parkplätze abstellen und auf die mächtig gewaltig hohe Brücke laufen.
Allerdings sollte man sich informieren, wann am Reisetag das Spektakel seinen Lauf nimmt. Wir waren zu spät oder viel zu früh am Ort und konnten uns nur durch phantasievolle Anstrengungen eine Vorstellung von der Naturgewalt ausmalen.
Auf dem Campingplatz ist es 22 Uhr. Die Sonne scheint im hellen weißen Licht durch die Baumkronen. Hinter uns auf der großen Wiese sonnen sich die norwegischen Wochenendcamper. Doch allmählich lässt die Wärmewirkung der Sonne nach. Draußen tummeln sich die ersten Mücken. Einige Sonnenanbeter begeben sich auf Spaziertour. Es dauert nicht mehr lange und die Sonnenstrahlen werden der bleibenden Helligkeit einen rötlichen Farbanstrich verleihen. Aber noch nach 1 Uhr leuchtet das Abendrot am Fjordende, um langsam wieder heller zu werden. Der neue Tag kann beginnen, obwohl der alte noch gar nicht - wie gewohnt - verschwunden war.
Wir wollten auf die Lofoten. Dazu muss der vom Süden Kommende mit einer Fähre übersetzen, will er nicht an den Lofoten vorbei über die Nordstrecke einreisen. Wir hatten die Überfahrt mit der Fähre zwischen Skutvik und Svolvær oder Bognes-Lodingen geplant. Man hatte uns gesagt, letztere wäre nicht so stark frequentiert und die Wartezeiten erheblich kürzer.
Neugierig fuhren wir erst einmal den Fährhafen Skutnik an. Es war gegen 13.30 Uhr und auf den Infotafeln unterwegs war eine Abfahrt um 15.00 Uhr angegeben. Welche Überraschung: Erst 5 Fahrzeuge hatten sich eingefunden - das bedeutete, dass der befürchtete Andrang in der Vorsaison nicht stattfand. Wir reihten uns ein und warteten, warteten..., bis allen Wartenden klar wurde, dass hier noch der Winterfahrplan galt und nur eine einzige Fähre um 18.30 Uhr ablegen wird. Was soll s? Am nächsten Tag war Pfingstmontag, und sonn- und feiertags gibt es vor dem 16.06. nur eine Überfahrt. Also 5 Stunden Zeit vertreiben und warten.
Die Überfahrt verlief trotz rauer See recht angenehm schaukelnd ruhig und pünktlich. Gegen 21 Uhr hatten wir endlich unser Reiseziel - die Lofoten - erreicht, aber noch keinen Campingplatz.
Den von uns erwählten Platz "Bobilcamping" fuhren wir eine halbe Stunde später an - alles besetzt. Es war Feiertag in Norwegen. Selbst kleinste Warteplätzchen waren belegt.
Also einen anderen Platz anfahren, es ging zurück in Richtung Svolvær. Hier bei Ørsvågvær gibt es nebeneinander liegend gleich 2 Plätze, "Ørsvågvær-Camping" und "Sandvika Fjordcamping". Beide voll! Auf Ørsvågvær Camping fand sich dann aber doch noch ein Notfleckchen für eine Nacht. Geschafft! Der nächste Tag überraschte bereits in den frühen Morgenstunden:
Auf beiden Plätzen setzte eine Abreisewelle ein und wir hatten die Wahl des Geduldigen. Schließlich entschieden wir uns für den Sandvika Camping. Er schien uns der gepflegtere und ansprechendere zu sein. Außerdem bot sich bei einem Blick auf den Vestfjorden die einmalige Gelegenheit, Fähren der Hurtigruten zu bestaunen, wenn sie sich just vor dem Campingplatz begegnen oder zumindest vorbei fahren.
Zum Zeitpunkt unseres Platzwechsels wussten wir noch nicht, dass die Waschmaschinen kaputt waren und die Warmwasserversorgung in den Duschen trotz anderweitiger Versprechungen nach 5 Tagen nicht funktionierte.
Aber sonst war alles in Ordnung, was auch für das wunderbare Wetter galt. Aber hier oberhalb des Polarkreises kalt duschen, ist nicht unsere Sache. Wir verlängerten unseren Aufenthalt, wie ursprünglich spontan geplant - nicht, und reisten nach 5 Tagen wieder ab. In der Zwischenzeit fuhren wir mit dem Auto alle sehenswerten Stellen der Lofoten an, fotografierten und filmten, was das Zeug hielt.
Halt! Alle sehenswerten Stellen zu bestaunen, ist auf den Lofoten schier unmöglich. Also blieben wir beim Möglichen. Und das hieß, entlang der Europastraße 10, bei Svolvær beginnend, in Richtung Süden bis zum Ende der Lofoten in Å und in Richtung Norden bis nach Fiskebøl die Touristenstraße (170 km) und viele ihrer kleinen Nebenabstecher und Rundreisewege zu erkunden.
Viel Zeug für eine Woche Reisezeit. Doch gesehen haben wir bei Weiten noch lange nicht viel von den vorhandenen Naturschönheiten. Was will man beschreiben? Am Anfang steht die einzigartige Symbiose von Fjorden, Meer und der gewaltigen Gebirgskette, die sich über eine endlose Zahl von Inseln erstreckt und gleichsam direkt aus dem Meer erwächst.
Die ständig wechselnde Kulisse verengt sich, dehnt sich über weite Flächen aus und erhält einen weiteren Reiz durch die vielen roten, blauen und gelben Farbtupfer auf dem Grün der Wiesen in Form ferner Hütten und Häuschen. Ein weiterer Anziehungspunkt sind die kleinen Fischerorte mit ihren ursprünglichen Hafenanlagen, den vielen Booten und Fischerkähnen, den auf Stelzen im Wasser stehenden Hüttenensembles und den allerorts voll mit trocknenden Dorschen behängten Stockfischgestellen.
Allerdings halten nicht alle Orte das, was die Reiseführer volltönend versprechen. Allen gemeinsam ist die fantastischen Lage, meist eingebettet in einen Bergzug oder zumindest mit einem gewaltigen Felsen im Hintergrund. Der Ort selbst gibt sich oft bescheiden, so zumindest für den erwartungsvollen Besucher. Das liegt an den Fotos, die die schönsten Perspektiven vermittelten, obwohl der Rest doch ziemlich trist geraten ist.
So waren wir ein wenig enttäuscht vom viel gepriesenen Å und einigen anderen als sehenswert empfohlenen Orten. Da hingegen begeisterten uns die Ansichten von Henningsvær, Hamnøya, Reine, Fredvang und Nusfjord.
Außerordentlich schön empfanden wir die Fahrt auf der Straße entlang des Trollfjordes, auch als Raftsund bekannt, mit der Aussicht auf den Fjord und den aus ihm herauswachsenden Bergriesen. Während der Fahrt nach Digermulen begleitete uns ein Fährschiff, das uns immer wieder zu Fotoaufenthalten zwang.
Empfehlenswert ist auch die Rundfahrtstrecke, abzweigend von der E10 über die 815 und 817 und zurück über die E10. Je weiter man Richtung Süden nach Å fährt, umso enger wird die Straße. Erst jetzt wird einem bewusst, wie viel Wohnmobile bereits in der Vorsaison auf den Lofoten unterwegs sind. Da möchte ich nicht in der Hauptsaison dabei sein.
Die Lofoten stellten wir uns immer ein wenig karg, die Infrastruktur noch ursprünglich vor. Vielleicht lag es an den wunderschönen Bildausschnitten alter Fischerhäfen und einsam verteilter Hütten. Alles ist so, aber man erlebt es völlig anders. Die Inselwelt hat nichts von ihrem natürlichen Charme verloren, doch ist sie nicht mehr die abgelegene Einsamkeit von einst.
Gute Straßen erschließen jedes ferne Eckchen, auch wenn sie abseits der Hauptader - der E10, oder dem Kong-Olavs-Veg, wie sie hier heißt - ziemlich schmal und eng werden können. Mächtige Brückenbauwerke haben den vielen Fähren von einst den Garaus gemacht, schön und praktisch.
Der Tourismus hat dieses wunderbare Fleckchen Erde voll in seinem Griff. Riesige Supermärkte unmittelbar nebeneinander in winzigen Orten, dann wieder kilometerweite Anreisewege zur nächsten Einkaufsstelle.
Übernachtungsmöglichkeiten an allen Ecken und Enden, glücklicherweise keine südländischen Bettenburgen. Events für zahlende Gäste zu Wasser, zu Lande und in der Luft, aber alles (noch) unaufdringlich. Der Verkauf von Souvenirkitsch läuft zum Glück nur langsam an, noch verstellen keine Verkaufsbuden die Sicht auf die Naturschönheiten. Das wird nicht so bleiben, wie es sich in anderen Gegenden Norwegens zeigt. Und trotzdem, der Trubel südlicher Urlaubsregionen wird hier im Norden wohl hoffentlich nie einziehen.
Norwegische Campingplätze kennen keine Ruhezeiten, selten Schranken, parzellierte Stellflächen sucht man vergebens und es gibt wenig beschränkende Vorschriften. Dem Gast wird Vertrauen in seine Ehrlichkeit entgegengebracht. Ist die Rezeption geschlossen, zahlt man eben später, warten muss niemand.
Und die Platzpreise sind noch angemessen bescheiden. Wen wundert es, dass immer mehr Camper Lust auf Norwegen bekommen.
Unsere Fahrt führte uns nach einer Woche Lofoten weiter auf dem Kong-Olavs-Veg, wie die E10 bis zur norwegischen Grenze heißt, hinüber ins Schwedische nach Lappland. Unterwegs waren wieder landschaftliche Schönheiten zu bewundern, von denen nur einige genannt sein sollen: Lange Zeit fährt man die Straße entlang des Ofotfjorden, in der Nähe und später in der Ferne die schneebedeckten Bergspitzen und -rücken der Ofoten (kein Schreibfehler!).
Den Blick von der Straße über den Herjangsfjorden hinüber nach Narvik sollte man mit den geschichtsträchtigen Ereignissen einer nicht fernen Zeit verbinden. Hinweise darauf finden sich auf den vielen schön gelegenen Park- und Aussichtsplätzen.
Es geht hinauf auf das Björn-Fjell mit direktem Schneekontakt und wieder völlig anderen Sichten als die bisher durchfahrenen Fjells an der E6. Hier oben passiert man die Grenze nach Schweden.
Und schlagartig ließ der bisher schon schwache Autoverkehr nach, wir fuhren fast einsam weiter auf der E10. Jetzt begleitete uns die Erzbahnstrecke von Narvik nach Kiruna durch schier endlose tundraartige Birkenwäldchen bis in die Eisenerzstadt Kiruna. Hier legten wir einen Aufenthalt auf dem Ripan Camping ein.
Und das schöne Wetter verließ uns. Es begann die Regenzeit. Trotzdem erkundeten wir die Stadt und Umgebung. Obwohl Kiruna mitten in Lappland liegt, ist hier von der Samitradition wenig zu spüren. Erst außerhalb, in der Nähe des Eishotels, gab es einen kleinen Einblick in die Lebensweise der hier heimischen Urbevölkerung.
Kiruna gehört zu den Erzstädten Nordschwedens, so ist auch die Stadt geprägt. Und wir bekamen sie zu Gesicht: die Riesenlokomotiven der gewaltigen Eisenerzzüge nach Narvik und Luleå. Dorthin führte uns bei strömendem Dauerregen die E10 durch endlose Wälder, vorbei an Seen und wilden Wassern.
Trotz des miesen Wetters war die Fahrt ein Erlebnis. Endlich sichteten wir zwei wild lebende Elche und ein zahmes Elchtier nahe der Straße. Seltsamerweise bekamen wir auf dieser Reise keine umherstreunenden Rentiere zu Gesicht. Vielleicht mochten sie den Regen auch nicht besonders.
Bevor die E10 in die E4 aufgeht, wollten wir noch einmal Lappland pur erleben und liefen Bränna Camping in Överkalix an. Eine wunderschöne Landschaft erwartete uns: Wälder, Wasser, wilde Bäche, Inseln, Elchpirschwege und eine hübsche, kleine Stadt 50 km südlich des Polarkreises.
Auf fast alles von dem mussten wir verzichten, weil es nicht aufhören wollte zu regnen. Das bedeutet, dass wir unbedingt irgendwann noch einmal nach Lappland reisen müssen. Bei Luleå war Schluss mit der E10. Weit waren wir sie gefahren und können sie guten Gewissens in die Kategorie der schönsten Reisewege einordnen.
Hinter Luleå führte uns die E4 nach Umeå auf das dortige First Camp Umeå. Wir fanden einen sehr weitläufigen, schönen Platz vor, der nur wenige Gäste beherbergte. Das lag mit Sicherheit daran, dass der gesamte Ort eine einzige Baugrube war. Man will 2014 Kulturstadt Europas werden, also baut man fast die ganze Infrastruktur um und neu. Zum Camp kam man nur durch Baustellen und aufgerissenen Straßen. Aber wenn das mal fertig ist, wird Umeå mit Sicherheit eine würdige Kulturhauptstadt sein.
Um nicht endlos auf der autobahnähnlichen E4 mit den ständig wechselnden Ein- und Doppelspuren weiter durch Schweden kutschieren zu müssen, wählten wir einen Umweg über Landstraßen fast ohne Autoverkehr.
Durch dichte Wälder und vorbei an unzähligen größeren und kleineren Seen mit den malerischen roten Häuschen irgendwo am fernen Ufer, im ständigen Auf und Ab der meist schnurgeraden Straßen genossen wir die schwedische Landschaft, wie wir sie lieben. Dabei waren unsere Augen immer auf der Suche nach Elchen an den Waldesrändern oder auf den Lichtungen - natürlich vergeblich.
Nach erholsam langer Fahrt tauchten die ersten industriell geprägten Städtchen auf. Wir steuerten zum Mitsommerfest Snibbens Camping bei Ramvik an und fanden einen ausgesprochen schön gelegenen und sauber geführten Platz vor. Von hier aus erkundeten wir einige Tage lang die Region Våsternorrland, speziell die Höga Kusten.
Empfehlen können wir jedem Besucher dieser Gegend eine Rundfahrt auf der durch eine Blüte gekennzeichneten Touristenstraße - auf ihr erlebt man Schweden pur, so man die Landschaft mit ihren duftenden Wäldern und weiten Seen mag. Nebenbei überquert man bei dieser Fahrt die Höga-Kusten-Brücke, die mit ihren 1867 m zweitlängste Hängebrücke Skandinaviens. 180 m erhebt sie sich über das Wasser des Ängermanälven. Von ihr sieht man ein weiteres Brückenwunder: die alte Sandöbrücke. Die Högsjö-Gegend nennt man deshalb auch das "Land der stolzen Brücken".
Es war das Wochenende der Mitsommernacht. Am Freitag haben die Schweden ihren Feiertag. Wir trafen sie vor ihren Häuschen sitzend, mit Freunden und Familie feiernd. Mädchen und junge Frauen sammelten Blumen für die Kranzgebinde, die Männer feuerten den Holzkohlerost an und alle zusammen tummelten sich bei Gesellschaftsspielen.
Wer nicht spielte, aß und trank unter hübsch geschmückten Zelt- und Sonnendächern. Auf dem Campingplatz herrschte lange Zeit Ruhe. Erst in den Abendstunden trafen sich Freunde und Bekannte zum Essen, Schwadronieren, Singen und "Scålen". Der Mitsommernachts-Sonnabend scheint der allgemeine Wandertag zu sein. Viele sind zu Fuß unterwegs, einige mit dem Auto und manche per Boot. Man trifft sich zum Feiern, egal bei welchem Wetter. Welche Wegstrecken dabei zurückgelegt werden, können wir nur ahnen, trafen wir doch das eine oder andere Wandergrüppchen auf unserer Rückfahrt mit dem Auto von den Ausflugzielen an der Ostseeküste unterwegs tapfer ausschreitend wieder.
Übrigens ist ein Ausflug vom Campingplatz zu den kleinen Fischerdörfern an der Küste eine empfehlenswerte Sache. Leider führt dahin keine Rundreisestrecke, man muss immer wieder einige Abstecher unternehmen, um zu den schönsten Zielen zu gelangen. Aber es lohnt sich.
Nun hat es uns auf der Weiterfahrt doch auf die E4 verschlagen. Obwohl auch sie lange Zeit durch Wälder und vorbei an Wassern führt, ist eine Fahrt auf ihr doch recht ermüdend und wenig abwechslungsreich. Man kommt schnell vorwärts, rast aber gejagt dahin ohne den Genuss der Naturschönheiten.
Alle paar Kilometer warnen Schilder vor Elchen, aber außer den Bildern auf den Warnungen haben wir keins die Tiere zu Gesicht bekommen. Schließlich fuhren wir den Ljusnefors Camping an, einen Platz an der Mündung des Ljusne-Flusses in die Ostsee. Wir hofften auf eine wildromantische Gegend, doch das war nicht unser Schweden, wie wir es mögen. Also weiter Richtung Süden!
Als Reiseweg wählten wir wieder Straßen abseits der Autobahn durch die schwedische Landschaft. Nächstes Ziel war First Camp Kolmården nahe Norrköping. Das Mitsommer-Wochenende war vorbei und schlagartig war es Sommer. Man merkte es daran, dass auf dem Campingplatz Scharen von Kindern im Vor- und Grundschulalter auftauchten. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass der Platz nahe einer schwedischen Attraktion liegt, dem größten Tierpark des Landes.
Für die meisten Schweden beginnt die Urlaubszeit. Die Campingplätze - zumindest die großen - füllen sich, werden lauter und der Andrang in den oftmals zu wenigen Sanitäreinrichtungen wird spürbar größer. Längst vergessene Erinnerungen an Schlange stehen und geduldigem Warten werden wieder wach. Sei´s drum, Camping ist eben so!
Um Kolmården herum gibt es wieder richtige Schwedenlandschaft. Wir fuhren stundenlang durch die Wälder, vorbei an Feldern und einsamen Gehöften und spürten den Erholungseffekt. Der nächste Tag führte uns in das ca. 450 km südlich gelegene Röstånga Camping auf den gleichnamigen Campingplatz, dessen ganze Schönheit mit Wiesen, Bäumen und kleinen Gewässern sich erst auf dem zweiten Blick erschließt.
Wenn es die Zeit erlaubt, sollte man sich keinesfalls einen Besuch im 25 km entfernten Skåne-Tierpark mit einheimischen Tierarten entgehen lassen, zumal es die Eintrittskarten auf dem Campingplatz kostenlos gibt.
Wir fuhren weiter über Malmö, überquerten die Öresundbrücke ins dänische Gedser, um von dort per Fähre nach Rostock zu schippern. Klappte alles sehr gut. Die Fähre war pünktlich. An Bord gab es viele Restaurationen und Verkaufsstellen.
Wir wunderten uns: Das bei nur knapp 2 Stunden Überfahrt? Eigentlich hätten wir bereits beim Einfahren von 5 riesigen Reisebussen in den Fährbauch stutzig werden müssen. Massen an "Butterfahrern" entsprangen den Gefährten, drängten in Scharen in die "einfacheren" Restaurants und wälzten sich dann in die Free-Shops. Die Jüngeren schleppten kartonweise Bierdosen durch die Gefilde, während die zahlenmäßig bedeutendere Rentnerkolonie dezente Plastiktüten mit weniger, aber inhaltsreicheren Behältnissen zurück zu den Bussen trug.
Der Lärm, den die Massen veranstalteten, war nicht mehr zu überbieten. Dem passte sich das Personal in vermutlich lang antrainierter Gewohnheit wie selbstverständlich beim Geschirreinsammeln und Vorbereiten auf den Rückfahrtandrang an. Angekommen in Rostock wurde das Surren unseres Diesels zum angenehmen Ohrenschmaus.
Wir fuhren noch ein Stückchen des Wegs bis zum letzten Campingplatz unserer diesjährigen Reise, dem Campingplatz am Krakower See, voll des Sternelobs im ADAC-Campingführer. Wir erwarteten einen Saisonhöhepunkt. Der Platz an sich ist auch schön, zumindest der See, an dem er liegt. Aber für uns waren es dann doch ein wenig zu viel der Dauercamper. Wir nutzten das günstige Angebot, eine Nacht auf einem Plätzchen außerhalb des Campings zu verbringen.
Über 7000 km hatten wir zurückgelegt, da werden wir doch die letzten 500 km auch noch bewältigen. Und nun beginnt die lange Zeit der genüsslichen Erinnerungsverarbeitung - wie bei den Elchen nach üppigem Mahl.
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016