Campingzone
 

ostalgische Campinggeschichten


Vom besonderen Wert des gewöhnlichen Gummihammers


Der Gummihammer stellt sich zunächst erst einmal als Gerät zum Einschlagen der für die Befestigung von Zeltleinen notwendigen Zeltpflöcke, genannt Heringe (übrigens laut Duden mit e und nicht mit ä zu schreiben) dar. Er hat die Vorteile, wegen seiner großen Aufschlagfläche mit weniger Fehlschlägen auszukommen, gegenüber dem Metallhammer wesentlich leiser, aber doch kräftig in der Wirkung zu arbeiten und auf Grund seiner Elastizität weniger Heringe zu demolieren als gleichgewichtige Vorschlaghämmer.

Doch das allein macht seinen Wert bei weitem nicht aus. Er ist auch ein ausgesprochen wertvoller Kontaktschaffer zu Neuankömmlingen auf dem Campingplatz. Wenn man als eingesessener Parzellenmieter zusehen muss, wie sich der neue Stellplatznachbar mit einem Stein oder einem winzigen Hämmerchen plagt, um die sich permanent stäubenden Heringe in den harten Boden zu klopfen, bietet man seinen Gummihammer als willkommene Hilfe an. Der schweißüberströmte Neuling wird das Angebot dankbar annehmen und nach Ende der Plackerei den Gummihammer freundlich zurückbringen. Jetzt ist der Moment gekommen, wo man ein fachsimpliges Gespräch anfangen sollte und schon hat der Hammer seine Funktion als Kontaktschaffer erfüllt.

So ist es uns in vielen Fällen ergangen. Wir mussten nicht das laute Picken des Metallschlägers ertragen und der neue Nachbar lernte uns als hilfreiche, freundliche Menschen kennen. Außerdem konnten wir uns des stolzen Gefühls einer guten Tat erfreuen.

An der bulgarischen Schwarzmeerküste baute Jordan neben uns sein Zelt auf. Wir merkten schnell, dass er blutiger Neucamper war. Mit einem riesigen Sandstein versuchte er, die Zeltheringe in den Boden zu dreschen. Der Stein zerbrach, die Heringe stellten sich stur und dachten nicht daran, die ihnen zugeteilte Aufgabe wahrzunehmen. Freundlich lächelnd reichten wir unseren Gummihammer rüber. Jordan strahlte, wir auch.

Am Abend erschien unser neuer Nachbar mitsamt in Schale geworfener Familie, Gattin, Töchterchen und Sohn, um unseren Hammer zurückzubringen. Ein Fläschchen selbstgebrannter Slibowitz und selbst hergestellte, eingeweckte Leberwust waren auch dabei. Schnell packten auch wir einige unser Raritäten dazu und der Plausch konnte beginnen. Jordan beherrschte drei Brocken Deutsch, wir drei Brocken Russisch und der Rest war Körperzappelsprache. Da Jordan des Sommers über in österreich als Blumenverkäufer arbeitete, lernten wir auch gleich die wichtigsten umgangssprachlichen Kraftausdrücke dieses Völkchens kennen.

Wir trafen uns noch Jahre später abwechselnd in Jordans und unserer Heimat und lernten prächtige Menschen kennen und achten. Und da sage einer, der Gummihammer sei nur ein Gerät zum Einschlagen von Zeltpflöcken.


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Titelbild Buch Ostalgie-Camping - Camp-Erlebnisse in der DDR

unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016

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