Campingzone
 

ostalgische Campinggeschichten


Vor dem ersten Mal


Bevor wir uns das erste Mal allein getrauten, die Grenzen der DDR in Richtung Osten (wohin denn sonst?) zu verlassen, setzten wir eine Probereise mit Freunden unter reisebürokratischer Leitung an. Eine Wochenendbusfahrt führte uns ins berühmte Bäderdreieck von Karlovy Vary - Mariánské Lázne - Frantiskovy Lázne (Karlsbad - Marienbad - Franzensbad)

Einen nicht unwesentlichen Anteil an der sich entwickelnden liebevollen Beziehung zum Nachbarland hatte der Reiseführer, der uns ab tschechischer Grenze begleitete: So muss der brave Soldat Schwejk des Herrn Hasek ausgesehen haben. Dieser Mensch war die Verkörperung all dessen, was wir uns über die Tschechen geistig zurecht gelegt hatten. Er nahm uns mit seinem Erscheinen, der verschmitzt humorvollen Art und dem typisch böhmischen Tonfall des deutsch sprechenden Tschechen die misstrauischen Hemmungen vor den Grenzern und Zöllnern beider Seiten. Forschen Ton waren wir schon anderweitig gewohnt, deshalb funktionierte auch der Umgang mit des Staatsdienern an der Grenze problemlos.

Diese erste Hürde war genommen. Wie aber würden uns die Tschechen empfangen? Auch dieses Problem war spätestens gelöst, als wir bemerkten, dass sie uns kaum bemerkten, es sei denn als Käufer in den Geschäften. Der Besuch der Brauerei Plzen bildete zweifellos den Höhepunkt unserer ersten deutsch-tschechischen Kontaktaufnahme, oder besser: der abschließende Besuch der brauereieigenen Gaststätte. Sprachbarrieren, wie wir sie befürchtet hatten, gab es nie. Man verständigte sich immer, zugegeben: ein wenig arrogant unsererseits war es schon, dass wir kein Wort Tschechisch sprechen konnten, dafür aber von den Gastgebern in unserer Muttersprache umsorgt wurden.

So schlimm war es also gar nicht, uns einmal aus der festen Umarmung der heimatlichen DDR zu lösen und den eigenen Horizont ein wenig zu erweitern. Also folgte als nächster Versuch ein individueller Besuch Karlsbads zwecks Einkaufs jeder Menge Oblaten, einiger Flaschen Becherovka und Plzener Urquells.

Als auch dieses Manöver geklappt hatte, war es endlich Zeit, das Zelt einzupacken und der Hauptstadt Prag einen einwöchigen Besuch abzustatten. So vorbereitet, brachen danach alle Dämme und wir wagten uns noch weiter in den wilden Osten hinaus (oder hinein?)


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Titelbild Buch Ostalgie-Camping - Camp-Erlebnisse in der DDR

unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016

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