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Oje! Fjordnorwegen: Enge Straßen, steile Auf- und Abfahrten, Serpentinen, Fährüberfahrten, schlecht beleuchtete Tunnel und was man so alles hört und liest. Das alles mit einem Zugfahrzeug, welches 1,6 t ziehen darf und einem Caravan, der genau so viel wiegen darf, wenn er dann richtig beladen ist. Aber die Familie will nach Fjordnorwegen.
Alles stimmte: Kilometerlange Tunnel, enge Straßen abseits der Hauptwege, Serpentinenstraßen nicht nur zu den Fähranlegern, Fähren über die Fjorde, dazu Wetterkapriolen, jede Menge Wohnmobile, Straßenbaustellen und worüber man sonst noch meckern könnte. Aber: Es wurde eine fantastische Reise mit Eindrücken für mehr als ein Leben. Und gemeint sind nicht Einbeulungen in Auto und Wohnwagen, die gab es nämlich nicht.
Wir planten unsere Reise über Dänemark, mit der Katamaran Fähre von Hirtshals nach Kristiansand, weiter über den Riksvei 9 durch das Setestal mit Aufenthalt am Byglandsfjord, dann entlang des Sørfjords, eines Seitenarms des Hardangerfjords auf der Straße 13. Weiter ging es nach Flam, dem Höhepunkt unserer Reiseroute. Von hier fuhren wir nach Stryn mit einem Abstecher zum Geirangerfjord. Nächste Station machten wir in Alesund und danach in Andalsnes mit Vogelinsel Runde, dem Trollstiegen, der Trollwand und Atlantikstraße. Weiter fuhren wir durch das herrliche Raumatal nach Ringebu mit Stabskirchenbesuch und Abstecher über den Peer-Gynt-Vegen. Die nächste Etappe führte uns nach Vikersund, weiter ins Schärenparadies Smögen (Schweden), dann zum Kullerberg bei Mölle und über die Öresundbrücke nach Dänemark und schließlich wieder nach Hause.
Der Norwegenfreund wird wissen, dass wir viele, aber noch lange nicht alle Schönheiten des Landes abgefahren hatten. - Und trotzdem war es eine Reise, die uns das Herz Fjordnorwegens schlagen hören ließ.
Doch nun von vorn:
Nach einer Zwischenübernachtung auf Familien-Campingplatz Forellensee bei Neumünster in fast Sichtweite der lärmenden Autobahn fuhren wir den schrecklich öden Campingplatz Hirtshals Camping in Hirtshals an, einem kleinen Hafennest an der Nordspitze Dänemarks. Durch Dänemark waren wir ab Vejle über die N13 Richtung Vibord - Aalborg (sehr zu empfehlen, wenig LKW, kein Verkehr um Arhus) gefahren. Von Hirtshals brachte uns am nächsten Tag die Katamaranfähre "Fjord Cat" in wenig mehr als 2 Stunden bei herrlichem Sonnenschein hinüber nach Kristiansand in Norwegen. Ab hier begann unsere Traumreise Fjordnorwegen.
Die Straße 9 führt entlang des Byglandsfjords, der eigentlich eine Art Stausee ist, aber jedem Reisenden sofort das richtige Norwegenfeeling zu vermitteln vermag. Die Strecke ist landschaftlich sehr interessant und abwechslungsreich. Schmale Straßenabschnitte wechseln mit gut ausgebauten Streckenteilen. Wir fuhren auf halbem Wege Neset Camping auf einer traumhaften Halbinsel an und blieben wegen des schönen Stellplatzes am Wasser einen Tag länger als geplant. Leider mussten wir weiterreisen, ohne an der abendlichen Elchsafari teilnehmen zu können. Auf der E134 geht es hinauf ins Haukelifjell, eine begeisternde Fjellfahrt mit Sicht auf zugefrorene Seen und weite Schneefelder - und das im Sommer entlang einer Europastraße. Kurz vor Zusammentreffen der E134 mit dem Riksvei 13 sind einige Serpentinen zu bewältigen. Im Wesentlichen ist die Route für Gespanne problemlos zu befahren.
Auf der Weiterfahrt Richtung Odda wird die Straße enger, bereitet dem Gespann aber keine größeren Schwierigkeiten. Hin und wieder sollte man anderen die Vorfahrt gewähren oder gewährt bekommen. Vor Odda überraschte uns der gewaltige Latefossen Wasserfall mit seinem Anblick. Stehenbleiben und staunen!
Wir fuhren weiter zum NAF-Camping Lofthus, inmitten des norwegischen Obstgartens. Hier genossen wir die Aussicht auf den Fjord und die schneebedeckten Berggipfel. In der Ruhe der Bergwelt kamen wir zu der Erkenntnis, dass wir uns im Vorfeld der Reise viel zu viel verwirren lassen hatten, von wegen gefährlich enge Straßen, geschlitzte Caravans, abgerissene Spiegel; aber auch vor Rücksichtnahme heilig zu sprechende norwegische Autofahrer - dem war nicht so, die sind nicht besser und nicht schlechter als die unsrigen, allerdings zahlenmäßig weniger.
Als nächstes Ziel peilten wir Flam an, berühmt durch seine Bahnstrecke hoch in die Berge.
Wir entschieden uns für die Brimnes-Fähre, weil wir nach einer Vorbesichtigung in Kinsarvik vermuteten, eventuell rückwärts mit dem Gespann von der Fähre abfahren zu müssen. Unterwegs lebten wir ständig in der Hoffnung, keinem LKW oder Bus zu begegnen, was auch nicht geschah.
Von Bimnes nach Flam sind die Straßen problemlos zu befahren. Inzwischen hatten wir uns auf die Besonderheiten der norwegischen Straßen eingestellt. Viele Tunneldurchfahrten machen zügiges Reisen möglich. Defensives Fahren besonders an Engstellen ist in jedem Fall die vernünftigste Variante.
Flåm Camping : Wir wollten unbedingt dorthin wegen der berühmten Flambahn. In der Planungsphase konnten wir noch nicht ahnen, dass Flam und Umgebung der Höhepunkt unserer Reise werden könnte.
Beginnen wir mit der Bahnreise. Sie war wahrhaftig das erwartete Erlebnis. Der Zug zuckelt hinauf nach Myrdal und lässt unterwegs die Fahrgäste nicht aus dem Bestaunen des wunderschönen Flamdalen herauskommen. Unterwegs stoppt die Bahn plötzlich vor dem gewaltigen Kjosfossen, einem Wasserfall, auf dem, begleitet von den Klängen Griegscher Musik eine Huldrene tanzt. Vorn ein wunderschönes Mädchen, hinten ein abstoßendes Wesen, das die Menschen der Gegend hier einst in ihren Bann geschlagen haben soll.
Wir starteten einen Ausflug von Flam über den Aurlandsvegen. Es sind nur 6 km ab Aurland bis zum sensationellen Blick von der Aussichtsplattform auf den Fjord. Aber die haben es in sich. Mit dem Gespann sollte man die Strecke keinesfalls befahren. Enge, huckelige Sträßchen machen das Fahren nicht angenehm. Dazu kommen die derzeit betriebenen Baustellen, die zwar passierbar, aber schwer zu befahren sind. Schlimm wird es, wenn wegen entgegenkommender Baufahrzeuge rückwärts gefahren werden muss. Nach der Aussichtsplattform beginnt eine der schönsten Panoramastraßen, die wir je befahren durften. Im Sommer gibt es hier noch immer meterhohe Schneewände neben der tadellos intakten Fahrbahn, dazu weite Blicke auf die Bergwelt, die wie auf einem Hochplateau zu durchfahren ist, einfach fantastisch.
Auf dem Rückweg gönnten wir uns einen Abstecher zur Stabskirche Borgund. Leider war sie für Fotos durch ein Restaurationsgerüst etwas entstellt. Trotzdem prägte sich ihr prächtiger Anblick tief in das Gedächtnis ein - nicht gewaltig, aber wunderschön.
Zurück nach Flam fährt man durch den längsten Straßentunnel der Welt, dem 24,50 km langen Lærdalstunnel mit seinen drei blau beleuchteten Hallen zur Vermeidung von Ermüdungserscheinungen beim Fahren.
Langeweile kann in Flam nicht aufkommen. Dafür birgt allein der Hafenbetrieb. Man kann hier Stunden verbringen, die mächtigen Kreuzfahrtschiffe bestaunen, den Trubel der Touristenscharen beobachten, ein- und auslaufende Ausflugsschiffe betrachten oder selbst aktiv werden, sei es als Safarischiffer in wilden Booten oder als Passagier auf einem der großen Fährschiffe in die Aurlands- und Nærøyfjorden.
Wir entschieden uns für letzteres und fuhren mit dem Fährschiff ca. 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück von Flam nach Gudvangen durch den Aurlandsfjord und den auf der Liste des UNESCO Welterbes stehenden Nærøyfjord, dem schönsten Seitenarm des Sognefjordes. An Bord befanden sich Reisegruppen und Einzelreisende. Wir landeten auf dem Oberdeck zwischen lauter Japanern, die unaufhörlich laut schnatterten und sich ständig gegenseitig in den unpassendsten Lagen fotografierten.
Die Fjordfahrt selbst war landschaftlich ein fantastisches Erlebnis, zumal das Sonnenwetter mitspielte. Auf dem Aurlandsfjord wehte ein unangenehmer kalter Wind, der im Nærøyfjord schlagartig nachließ.
In Gudvagen stiegen bis auf ca. 10 Passagiere alle Reisenden aus. Die Reisegruppen rannten zu ihren wartenden Bussen und verschwanden. Nach einer ¾ Stunde legte die Fähre wieder ab. Nur noch wenige Passagiere waren an Bord. Es herrschte eine fast himmlische Ruhe, dazu warmer Sonnenschein in beiden Fjorden fast ohne Wind. Unterwegs beobachteten wir Robben beim Tauchen. Die Rückreise wurde zu einem unbeschreiblichen Erlebnis: Gigantische Bergwände, einsame Bauernhöfe, unzählige Wasserfälle, einer schöner als der andere, dazu das grünblaue Wasser, Norwegen im Bilderbuch!
Nach einigen Tagen Aufenthalt auf Flam Camping fuhren wir weiter zum Strynsvatn Camping bei Stryn in einer der landschaftlich reizvollsten Gegenden Norwegens. Ursprünglich wollten wir die Straße 60 ab Bykjelo fahren. Im Atlas waren 12% Serpentinenabfahrt angezeigt, deshalb entschlossen wir uns für einen kleinen Umweg über Nordfjordeid mit zusätzlicher Fährüberfahrt. Es lohnte sich, keine Steigungen, Serpentinen o.ä., dafür ausgebaute Straßen und landschaftliche Schönheiten entlang des Nordfjords. Allerdings mussten viele kilometerlange Tunnel passiert werden.
Stryn liegt am Innviksfjord, der ein Teil des Nordfjords ist, der sehr schön gelegene Campingplatz am unweit entfernten Strynsvatnet. Leider wurde der Aufenthalt trotz seiner uns herzlich begegnenden Platzleiterin eine Enttäuschung. Weil alle Touristenparzellen von einem Reiseclub belegt waren, mussten wir uns zwischen den in der Woche unbewohnten Caravans der Dauercamper platzieren. Man kam sich vor wie in einer verlassenen Wagenburg. Langweilig, kaum menschliche Sichtkontakte. Es war sehr einsam trotz vieler Holländer auf der anderen Wegseite und einem Rudel norwegischer Pubertierlinge in den Hütten am Rande.
Von Stryn ist es nicht weit nach Geiranger am gleichnamigen Fjord. Wir fuhren, allerdings ohne Wohnwagen, die Straße 15, dann die 63 nach Geiranger und zurück über die 60, alle gut befahrbar. Am Ende der Straße 15 vor dem Abzweig nach Geiranger geht es durch durch weite Schneefelder - wunderschöne Landschaftsbilder. Die Straße 63 ist etwas schmaler, nach dem Pass geht es runter in Serpentinen, manche mit engen Kehren. Unterwegs kamen uns Caravangepanne entgegen, die Strecke muss also fahrbar sein. Ich möchte es nicht probieren.
In Geiranger warteten wir auf die Fähre. Im Hafen herrschte jede Menge Trubel durch Bustouristen und Kreuzfahrtpassagiere der draußen ankernden Schiffsriesen. Die Fährpassage mit dem Auto ist ziemlich teuer, aber unbedingt sehr lohnend wegen der fantastischen Landschaft mit den vielen Wasserfällen. Unterwegs begleitete uns ein Postschiff der Hurtigruten, das mit uns zusammen den Fjord passierte. Wir bogen später nach links Richtung Hellesylt ab, die Hurtigrute fuhr rechts im Sunnylvsfjorden weiter. Nach einer Fahrstunde verließen wir die Fähre in Hellesylt und fuhren über die Straße 60 zurück zum Campingplatz.
Die Landschaft um Stryn ist geprägt durch den Fjord und den Jostedalsbreen, den größten Gletscher des europäischen Festlandes. Wir wollten sie sehen, die Jostedalgletscher Briksdalsbreen und Kjenndalsbreen. Ersteren erreicht man durch das Oldendalen, den zweiten durch das Lodalen. Der Briksdalsbreen wird von vielen Reisebussen der Fjordkreuzfahrtschiffe angefahren und ist touristisch voll vermarktet. Die Straßen durch das Oldental sind schmal, aber auch noch bei Gegenverkehr befahrbar. Einigen Engstellen kann man in den Straßenbuchten ausweichen. Der Kjenndalsbreen ab Leon ist noch recht ursprünglich und nicht vermarktet, bis auf eine Mautzahlstelle im letzten Straßenteil, der zumal nicht einmal asphaltiert ist. An der Mautstelle gibt es einen Kasten mit kleinen Tütchen, in die man die geforderte Gebühr (Pkw 40 Kronen) einstecken muss. Der Bezahlbon wird von der zugeklebten Tüte abgetrennt und als Quittung hinter die Autoscheibe gelegt. Das Vertrauen der Betreiber in die Ehrlichkeit der Passanten sollte man nicht enttäuschen.
Am Streckenende deuten Bauarbeiten darauf hin, dass es mit der einsamen Ruhe auch hier bald vorbei sein wird. Die Straße ist sehr eng, gerade einmal eine Fahrzeugbreite. Es gibt aber viele kleine Ausweichstellen. Für Gespanne wird es eng, für sie ist die Strecke nicht eben empfehlenswert. Wohnmobile können echte Hindernisse werden, waren aber nur vereinzelt unterwegs.
Beide Strecken sind wegen der Fernblicke auf die Gletscher und die spiegelglatten Wasser der Fjordseen nicht nur fotografische Perlen.
Prinsen Strandcamping in Alesund ist auf den gut ausgebauten Straßen Nr.15 und E39 leicht zu erreichen. Unterwegs gibt es 2 Fährenpassagen und eine befahrbare Steigung mit Kurven. Aber auch diese Strecke ist gut zu bewältigen.
In Alesund ist ein Stadtbesuch Pflicht. Man sollte unbedingt den Berg Aksala mit herrlichem Ausblick auf die Stadt erklimmen. Wir taten es mit dem Auto. Der Weg nach oben führt durch einspurige Straßen. Auf dem Plateau am Aussichtscafe geht es sehr eng zu wegen der vielen reedereieigenen Busse der Kreuzfahrtschiffe. Wie die hier hochkommen durch die engen Wege ist ein Wunder. Selbst Linienbusse enden vor den engsten Passagen.
Am zweiten Aufenthaltstag wollten wir eigentlich die lange Tour zur Atlantikstraße unternehmen, aber es regnete Nacht und Tag ununterbrochen. Also fuhren wir nur nach Molde, einem hübschen Städtchen. Danach übten wir uns ein wenig im Inselhüpfen. Trotz beschränkter Sicht wegen Dunst und Dauerregen war die Strecke sehr schön. Zurück fuhren wir eine gut ausgebaute Küstenstraße um den Fjord und seine Ausläufer herum. Traumhafte Aussichten und landschaftliche Ausblicke begeisterten uns trotz Regen und Dunstschwaden. Ein total verregneter Tag kann trotzdem sehr schön sein. Norwegen eben.
Einmal in Alesund, mussten wir die Vogelinsel Runde besuchen.
Die Fahrt zur Insel führte über gut ausgebaute Straßen. Über mehrere hohe Bogenbrücken hüpften wir von Insel zu Insel. Die Straßen auf der Insel sind sehr schmal, aber mit Ausweichbuchten ausgestattet. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, eine interessante Schärenlandschaft und schöne Fjordausblicke. Auf dem Campingplatz Runde gibt es die Karten für eine Bootsrundfahrt zum Vogelfelsen. Es ist ein unbedingt lohnenswertes, unvergessliches Erlebnis, vom Boot aus die tausende Vögel in ihren Nestern, beim Fliegen und im Wasser schwimmend zu sehen. Unter ihnen Adler und Papageientaucher, letztere sind sehr selten zu sehen und wenn, tauchen sie blitzschnell ab. Das kleine Boot mit seinen maximal 12 Passagieren schaukelt mächtig im hohen Wellengang und besonders in der Brandung vor den Felsen. Wir stellten jedenfalls unsere Seetüchtigkeit fest.
Der Bootsführer erklärt in Englisch alles Wesentliche zu den Vogelarten, wirbt für Kalender und den Campingplatz. Wer die Bootsfahrt wagt, sollte dicke Kleidung wegen des kalten Windes nicht vergessen. Unser besonderer Dank gilt dem Bootsführer und seinem norwegischen Helfer, die unsere vom Winde verwehte nagelneue Elchledermütze wieder aus dem unruhigen Wasser gefischt hatten - ein wahrhaft mutiges Manöver! Nach der 2stündigen Fahrt fuhren wir die ca. 80 km auf demselben Wege zurück. Das Wetter hatte mit bezogenem Himmel, ein wenig Regen und viel Sonnenschein sehr gut mitgespielt.
Die nächste Etappe unserer Reise führte uns nach Umrundung des Trestfjorden entlang des Romsdalsfjorden mit Inn- und Isfjordeinschnitte durch abwechslungsreiche Landschaften mit schönen Ausblicken nach Andalsnes. Ursprünglich hatten wir unseren Aufenthalt auf Trollveggen Camping geplant. Der Platz sah auch attraktiv aus, uns störte aber die Lage im tiefen Talkessel vor der Trollwand. Etwas für begeisterte Bergfreaks. Das regnerisch-kalte Wetter ließ uns bereits im Vorbeifahren Åndalsnes Camping etwas sonniger erscheinen, dem wir für unseren Aufenthalt den Vorzug gaben und es nicht bereuen sollten.
Selbstverständlich unternahmen wir von hier aus eine Fahrt über den vom Campingplatz nur 20 km entfernten Trollstiegen. Laut Werbebroschüren der Tourist Information Andalsnes ist das Befahren der Serpentinenstraße für Gespanne, LKW und Busse bis 12,40 m Länge erlaubt. Ich würde die Strecke trotzdem mit Wohnwagen nicht befahren, weil die Kurven zwar bewältigbar, die Straßenbreite bei entgegenkommenden Bussen, LKW oder Wohnmobilen aber trotz kleinerer Ausweichstellen ziemlich eng ist. Rückwärtsfahren auf dieser Serpentinenstraße kann riskant werden. Die Fahrt auf der Straße ist wegen der Aussicht fantastisch. Oben auf dem Pass wird kräftig gebaut in Vorbereitung auf die "Nationale Touristenstraße". Eine Weiterfahrt in Richtung Geiranger ist sehr lohnend wegen der Schneefelder und Aussichten auf die selbst im Sommer noch verschneiten Berge.
Vom Camping Andalsnes wollten wir endlich unser schon für Alesund geplantes Ausflugsziel Atlantikstraße anfahren. Die Atlantikstraße ist ein sehenswertes, großartiges Bauwerk mit den Brücken und Dämmen zwischen den Inseln und Schären, den vielen Aussichtspunkten mit schönen Ausblicken auf die vorgelagerten Schäreninseln.
Wegen des Titels für unseren Bericht: "Von Kristiansand nach Kristiansund" fuhren wir weiter nach Kristiansund, einem nicht besonders reizvollen Ort.
Die Aussichten auf der Hin- und Rückfahrt waren typisch norwegisch: Nach jeder Kurve eine neue Entdeckung - Fjorde, Wälder, Berge, Schneegipfel im Hintergrund, dazu romantische Schiffchen auf dem Wasser, Tunnelfahrten unter den Fjord hindurch und - natürlich - in jeder Richtung eine Fähre und Mautstationen.
Die E136 von Andalsnes sollte man unbedingt mindestens bis Björli entweder mit dem Auto oder per Ausflugzug gefahren sein. Es geht durch das unbeschreiblich schöne Raumatal immer entlang der manchmal zahmen, dann wieder wilden Rauma zwischen steil aufragenden malerischen Felswänden mit vielen Wasserfällen. Erster Höhepunkt ist die Trollwand. Eine mächtige Gebirgswand im engen Romsdalen zwischen Trollryggen und Store Trolltinden. Sie ist Europas höchste Steilwand und ragt ca. 1700 Meter über die Talsohle. Der lotrechte Teil der Wand ist bis zu 1000 m hoch und hängt bis zu 50 Meter über. Hier hält im Sommer auch die Raumabahn, um ihren Passagieren das Bestaunen dieses Naturwunders zu ermöglichen.
Selbst die Strecke hinter Björli ist interessant, führt die Straße doch hoch über dem immer weiter werdenden Tal mit schönem Ausblick bis zur Einmündung in die E6 bei Dombas.
Elstad Camping in Ringebu hieß unser nächstes Ziel.
In Ringebu führte unser erster Ausflug zur Stabskirche. Ein wunderschönes historisches Gebäude, umgeben von einem noch genutzten Friedhof. Viele schaulustige Besucher. Die Kirche bietet äußerlich einen neuen, gepflegten Eindruck, die historische Patina fehlt im Vergleich zu der von uns besuchten Stabskirche in Borgund.
Am zweiten Tag wollten wir unbedingt über den Peer-Gynt-Weg fahren. Das Wetter war kalt und stürmisch, uns ereilte auf der Höhe sogar ein leichter Schneefall.
Die Ausschilderung des Weges sagt nichts darüber, dass vermutlich mehrere Wege als Peer-Gynt-Weg benannt sind. Jedenfalls gibt es mehrere Mautstationen, die an verschiedenen Zufahrten und Abfahrten eingerichtet sind. Man zahlt in eine Tüte und stellt sich eine Quittung aus, das war´s. Wir erwischten eine ausgeschilderte Wegstrecke, die sich im Nachherein auf der Karte als nicht der Hauptweg herausstellte. Trotzdem war die Fahrt sehr schön. Sie führte durch urwüchsige Waldabschnitte, vorbei an riesigen Weideflächen mit und ohne alte Wirtschaftsgebäude, mit Rentierflechten bedeckten Abhängen, Moorseen und weiten Sumpfflächen. Die unbefestigte Straße führte im ständigen Auf und Ab durch das Reich des sagenhaften Peer Gynt. Sollten die Löcher auf der Straße für das Fahrzeug doch einmal zu tief sein, hatten die Privatbetreiber kleine Bäumchen oder Reiser zur Warnung in dieselben gesteckt.
Da wir nur eine relativ kurze Strecke des Weges befahren hatten, blieb noch Zeit, Lillehammer zu besuchen. Wir beschränkten uns wegen des Sauwetters auf einen Abstecher zu den olympischen Wintersportstätten: Skisprungschanzen, Alpinstrecken und Bobbahn.
Oslo gehörte nicht in unser Programm, deshalb umfuhren wir die Hauptstadt in westlicher Richtung nach NAF-Camping Natvedt in Vikersund. Der Campingplatz liegt eigentlich landschaftlich recht schön am Tyrifjorden, ist aber durch seine steile Hanglage mit Kieswegen abwärts nicht sonderlich attraktiv. In Vikersund besichtigten wir die Skiflugschanze, die sich im Totalumbau befand. Im Februar 2011 soll sie fertig sein und mit vorweltmeisterschaftlichen Wettkämpfen eingeweiht werden. 2012 findet dann die Weltmeisterschaft hier statt. Man kann es kaum glauben, dass die Anlage in einem Jahr errichtet sein wird, aber die Norweger schaffen das. Vikersund ist ein winziges Nest mit riesigem Einkaufsmarkt. Der Bahnhof hat seine Berühmtheit durch die Krøderbahn - eine Museumsbahn mit Dampfbetrieb. Leider waren wir eine Woche zu früh hier, der Betrieb beginnt erst Ende Juni, Fahrten nur sonntags.
Nun hieß es, Norwegen wieder zu verlassen, es ging nach Schweden zum Solvik Camping in Kungshamn. Es gibt viele schön gelegene Campingplätze in dieser Gegend, uns gefiel aber Solvik Camping wegen seiner attraktiven Einrichtungen und gepflegten Anlage am besten.
Bei Smögen/Kungshamn fanden wir eine einmalig interessante und schöne Landschaft mit vorgelagerten Schäreninseln und die Landschaft prägenden Granitfelsen vor. Die beiden Dörfchen Kungshamn und Smögen sind voll auf Sommerurlauber ausgerichtet. Besonders Smögen bietet mit seiner langen Hafenpromenade ein nachhaltiges Erlebnis. Überall bieten sich durch die Granitfelsen geprägte Landschaftsbilder wunderschöne Ausblicke. Ein Spaziergang durch die flachen, gerundeten Felsen am Meer ist besonders beeindruckend.
Bevor wir Schweden wieder verließen, checkten wir im First Camp Mölle ein.
Mölle, heute ein kleiner Badeort, war früher ein Fischerdorf. Ebenso das an der gegenüber liegenden Seite der Halbinsel gelegene Arlid. Einzig größerer Ort ist Höganäs mit riesigem Supermarkt, einer Fischräucherei und vielen Einkaufsmöglichkeiten.
An der Nordwestspitze der Halbinsel Kullen schickt der Leuchtturm Kullens fyr sein Licht aus fast 90 Meter Höhe bis zu 46 Kilometer weit. Die höchste Erhebung des Kullen erreicht ganze 187 Meter und ermöglicht einen weiten Blick auf das Kattegat als Teil der Ostsee. Wir fuhren mit dem Auto in das Naturschutzgebiet Kullaberg mit seinen vielen Golfplätzen bis wenige hundert Meter an die Spitze der Halbinsel mit dem Leuchtturm heran. Eine interessante Gegend durch sehenswerte Steinformationen geprägt.
Eigentlich wollten wir die Fähre Rödby-Putgarden nehmen. Dann funktionierte unser BroBizz auf der Öresundbrücke nicht und bedurfte der Hilfe einer Servicekraft. Es handelt sich bei dem BroBiz um ein gemietetes Gerät zum automatischen Passieren der meisten Mautstellen in Skandinavien. Spätestens hier wurde es zur Gewissheit: der kleine Sender hatte seinen Dienst auch in Norwegen von uns unbemerkt verweigert. Um es genau zu wissen, wollten wir eine letzte Probe auf der Großen-Belt-Brücke vornehmen. Inzwischen hatten wir das Gerätchen an einer etwas anderen Stelle positioniert. Und es funktionierte wieder nicht! Der Kassenhausmann erklärte, dass der Sender noch höher an der Windschutzscheibe angebracht werden müsse. Aber hier hielten die Saugnäpfe wegen der Nocken um den Regensensor nicht. Einen weiteren Versuch konnten wir nicht unternehmen. Also keine Vogelflugfähre, sondern weiter durch Dänemark. Wir strichen den geplanten Aufenthalt auf einem Campingplatz in Lübeck und fuhren zum Gammelbro Camping in Årøsund bei Haderslev am Kleinen Belt. Ein qualitativ guter Platz, aber für unseren Geschmack viel zu groß und unüberschaubar. Außer dem schönen Strand hat die Umgebung auch nicht viel zu bieten. Also weiter nach einer Nacht.
Tschüss Skandinavien! Noch eine Übernachtung in der Nähe des Harzes auf DCC-Kur-Campingpark in Bad Gandersheim mit feudalem Abendessen in der dem Platz angeschlossenen Gaststätte.
Es waren fast zu viele der Eindrücke und wird lange dauern, bis wir alles einigermaßen realisiert haben. Wiederkommen bleibt unser großes Wunsch: Ins ursprüngliche Finnland, in das aufgeräumt schöne Schweden und ins wilde Norwegen - nach Skandinavien eben!
Und noch etwas: Allen, die bisher - ähnlich wie wir anfangs - irgendwelche Bedenken gegen eine Fjordnorwegenreise haben: Traut euch! Unser Gespann hat die Strecke einschließlich Fahrer und Passagiere unbeschadet überstanden. Es gab nie eine Situation, die irgendein Vorurteil, eine Internetangstmache oder sonstige Bedenken bestätigt hätte.
unsere Seiten wurden letzmalig geändert am 04.11.2016