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Im Sommer 2000 entschieden wir uns recht kurzfristig (etwa 6 Wochen vor dem Urlaubstermin) für eine Campingreise nach Griechenland. Reiseziel sollte der Peloponnes sein. Wir wollten einmal das Angebot "Camping an Bord" auf einer der Fähren von Venedig nach Patras ausprobieren. Zunächst suchten wir uns die Telefonnummern der wenigen infrage kommenden Linien. Ehrlich, viel Hoffnung auf einen Buchungserfolg hatten wir nicht, stand doch überall zu lesen, dass man spätestens zu Jahresbeginn reservieren sollte. Um so erstaunter waren wir, dass es bei Strintzis-Lines (Blue Star Ferries) auf Anhieb zu den gewünschten An- und Abreiseterminen klappte. Selbst bei Minoan-Lines wären noch Möglichkeiten bei etwas variabler Termingestaltung gewesen. Das einzige Problem: Ehe man eine telefonische Verbindung zu den Fährbüros bekommt, braucht man sehr viel Geduld. Das deutsche Strintzis-Büro bestätigte die freien Termine, gebucht werden musste allerdings über ein örtliches Reisebüro - was ohne Probleme möglich war.
Einen Tag vor der Abreise in Venedig suchten wir uns einen Campingplatz in der Nähe der Lagunenstadt und erkundeten das Terrain der Blue Star Ferries im Hafen von Venedig. Wie notwendig das war, zeigte sich, als wir auf der Suche nach dem Fährhafen im entfernt liegenden Frachthafen gelandet waren. Die Fährenkais befinden sich am Rande der Altstadt jenseits des Dammes. Man muss also den Touristenströmen nach über den Straßen- und Eisenbahndamm in Richtung Großparkplätze fahren. Auf dem Damm immer die äußerste rechte Fahrbahn einhalten und kurz vor Dammende dieser nach rechts abbiegend folgen. Die Fahrbahnmarkierungen weisen auf "Ferryboots" (gemeint sind die kleinen Fähren nach Lido) und Parking hin. Übrigens führt diese Straße auch zum großen Übernachtungsplatz für Wohnmobile und Caravans. Die kleine Abfahrt mündet in einer Art Kreisverkehr, rechts geht es zu den erwähnten Bootsanlegestellen und dem Übernachtungsplatz, geradeaus in die (linke) Toreinfahrt zum Strintzis-Kai. Man muss schon ein bisschen schauen, wenn man die recht kleinen Wegweiser zur Fähre erkennen will, aber ausgeschildert ist das Ganze vom Ende der Dammstraße an. Wer sich für die Minoan-Lines entscheidet, muss sich auf dem Damm bereits ganz links einordnen und der nächsten Abfahrt folgen. Die mittlere Fahrspur wird als Busspur ausgewiesen. Im übrigen kann man sich zumindest von der Richtung her optisch an den bereits am Kai liegenden, die Gegend überragenden Fährschiffe orientieren.
Bei Strintzis, das hier nur noch als Blue Star Ferries gekennzeichnet ist, meldet man sich zunächst im riesigen (neuen) Hafenbüro an. Übersehen kann man das Gebäude nicht. Dort bekommt man zwei Schildchen - eines mit der Aufschrift "Camping an Bord" und eines mit dem Zielhafen ( in unserem Falle "Patras"). Die muss man sichtbar im Fahrzeug anbringen. Danach heißt es warten. Man muss sich nicht nach vorne drängeln. Irgendwann kommen Leute von der Besatzung (erkennbar an der schicken weiß-blauen Kleidung) und holen sich die einzelnem Fahrzeuge und Gespanne aus der Warteschleife. Zuerst rollen Massen von LKW an Bord, sie verschwinden im unteren Deck, danach sind die Patras-Camper an der Reihe, ihnen folgen die Bordcamper nach Korfu und Igoumenitsa. Dazwischen werden einige PKW verteilt, deren Insassen (außer dem Fahrer) das Auto verlassen müssen und die Fähre nur zu Fuß erklimmen dürfen. Die Auffahrt zum Camper-Deck sieht schlimmer aus als sie ist. Hat man schließlich das Deck erreicht, sollte man sich voll auf das Schiffspersonal verlassen. Die Jungs verstehen ihren Job und weisen selbst absolut unerfahrene Gespannfahrer auch rückwärts fahrend zu ihrem Stellplatz ein. Danach beginnt der Urlaub: Stützen ausfahren, Strom anschließen und die üblichen Zeremonien. Obwohl auf dem Camper-Deck auch einige LKW untergebracht wurden, kam es zu keinerlei Störungen durch eventuell laufende Kühlaggregate. Man hatte Camper und LKW auf dem riesigen Deck fein säuberlich getrennt. Zwar geht es bei Camping an Bord ziemlich eng zu, Tag und Nacht brennen die Lampen, Tageslicht gibt es fast keines, doch erstickt ist keiner. Trotz hoher Außentemperaturen konnte man unter Deck leben. Letzteres geschah allerdings nur des Nachts, tagsüber gab es an Bord reichlich Beschäftigung - fast wie auf einer richtigen Kreuzfahrt.
Das Verlassen der Fähre ist so unproblematisch wie das Einschiffen. Man braucht etwas Geduld und sollte den Einweisern vertrauensvoll folgen.
Wer von Patras aus zurück fahren will oder muss, sollte sich bezüglich der Anfahrt durch die Stadt möglichst vorher kundig machen. Vom Süden her fährt man auf der Hauptstraße einige Kilometer der Fahrzeugkolonne folgend in die Stadt. Die Straße wendet sich dann nach rechts, wir fahren danach sofort wieder nach links hinein in die stark befahrene Hauptstraße. Dort geht es immer schön geradeaus, günstig, wenn man sich auf dieser Einbahnstraße möglichst links halten kann. Irgendwann zeigt ein Wegweiser in eine links abbiegende Straße zum Fährhafen. Diese muss man dann schnell wieder nach rechts verlassen und nicht der Kolonne geradeaus folgen. Die Hafeneinfahrt ist erreicht. Jetzt geht es schnurstracks hinein in das Hafengelände. Nicht vor den Fährbüros anhalten, das sorgt nur für unnötigen Stau. Im Hafengelände sind jede Menge Parkplätze vorhanden, wo man in Ruhe sein Gespann abstellen kann. Danach wird im Büro eingecheckt. Irgendein hilfreicher Hafenangestellter wird einem schon sagen, von welchem Kai die Fähre ablegt, falls man sie nicht bereits selbst irgendwo entdeckt hat. Jetzt wiederholt sich das geduldige Spielchen wie in Venedig.
Camping an Bord ist eine relativ preiswerte und feine Sache. Wer bisher wegen eventueller Darstellungen irgendwelcher chaotischer Zustände in den italienischen und griechischen Häfen nicht die nötige Traute für eine solche Reise aufgebracht hat, den können wir beruhigen. Das bisschen Adrenalin ist es nicht wert, auf eine Griechenland-Camping-Seereise zu verzichten!
Ein kleiner Gemüse-Laster aus München, der von seinem Fahrer auf Urlaubsreise getrimmt war, wollte die lange Wartezeit im Hafen von Venedig nicht akzeptieren. Gemeinsam mit einem belgischen Kleinsthänger-Gespann drängelten die beiden sich über alle möglich Lücken und Umwege in die Nähe der Auffahrt zur Fähre. Wiederholt wurden sie vom einweisenden Personal zurück gewiesen. Doch die beiden blieben hartnäckig - erfolglos. Der Gemüsemensch durfte als einer der Letzten an Bord. Als er sich von seinem Schimpfstress nach einer Nacht und einem Tag erholt hatte, begriff er endlich, dass ihm Gutes widerfahren war. Er konnte in Korfu das Schiff verlassen, ohne zwischen anderen Fahrzeugen hoffnungslos eingekeilt worden zu sein. Die Bordjungs hatte sich bei der Einweisung nämlich etwas gedacht. Leider ging es dem Belgier nicht so gut. Der hatte vergessen, sich im Hafenbüro einzuchecken. Wir sahen ihn rennen, das Gespann einsam im Hafen stehend, um die notwendigen Formalitäten noch zu erledigen. Ob er die Abfahrt später an Bord unserer Fähre miterlebt hat, entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Bereits in Venedig fielen uns zwei junge Männer mit einer weiblichen Begleitung auf, die in ihren Cabrios ein lustiges und vor allem lärmendes Jugendleben abzogen. Mit höchster Lautstärke demonstrierten sie den wartenden Reisenden die Wattstärke ihrer Autoradios. Unter dem Motto: "Was kostet die Welt?" ließen die Drei es sich an Bord gut gehen. Als sie in Igoumenitsa schließlich das Schiff verließen, atmete nicht nur das gestresste Personal auf. Doch dann passierte es: Einer der beiden Yuppies setzte mit seinem tiefer gelegten PKW auf einer der welligen Plankenverbindungen auf und riss sich den Auspuff mitsamt Schalldämpfer und einiger anderer Teilchen ab. Statt Mitleid erntete der arme Junge jetzt den Spott der von der Reeling aus zuschauenden Volksmasse. Die Reederei lehnte jede Schadensersatzforderung ab. Man erklärte, dass ein normal gebaute Fahrzeug problemlos die Fähre befahren könne, für tiefer gelegte Fahrwerke könne man keine Haftung übernehmen. Verwunderlich oder nicht: Der Abschleppwagen des griechischen Automobilclubs (übrigens mit der Aufschrift ADAC) wartete schon einsatzbereit im Hafengelände.
Wir führten die Ausflüge von folgendem Campingplatz aus durch:
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